Türkinnen demonstrieren für das Recht auf Minirock / Von SZ-Mitarbeiterin Susanne Güsten
Harsche Kritik an Äußerungen eines Theologieprofessors – Vergewaltigung gilt oft noch als Kavaliersdelikt
Frauen, die sich freizügig anziehen, müssen sich nicht wundern, wenn sie vergewaltigt werden – mit dieser Aussage hat ein islamischer Theologe in der Türkei einen Proteststurm entfacht. Frauengruppen sind aufgebracht.
Istanbul. In einer der konservativsten Städte Anatoliens haben islamisch verhüllte Frauen für das Recht ihrer säkulären Geschlechtsgenossinnen demonstriert, im Minirock und tief ausgeschnittener Bluse auf die Straße zu gehen. Die ungewöhnliche Kundgebung in Konya richtete sich gegen Aussagen eines Theologieprofessors, der gesagt hatte, Frauen mit tiefem Dekolleté müssten sich nicht wundern, wenn sie vergewaltigt würden.
Mit seiner Schuldzuweisung an Frauen, die seiner Meinung nach nicht sittsam genug gekleidet sind, hat Professor Orhan Ceker aus Konya in der Türkei einen Proteststurm ausgelöst. Dass sich aber sogar streng verhüllte Frauen aus dem konservativen Lager an der Kritik beteiligen, hat die türkische Öffentlichkeit überrascht. Selbst der islamische Schleier schütze Frauen nicht vor Missbrauch und Vergewaltigung, stand auf Schildern, die von der Frauengruppe in Konya in die Höhe gehalten wurden.
Ayfer Erel von der Frauenorganisation Sefkat-Der ging mit tief verschleierten Frauen auf die Straße, die Opfer von Gewalt wurden und in Frauenhäusern leben müssen. Sie selbst trage das islamische Kopftuch und sei trotzdem in einem Bus sexuell belästigt werden, sagte Erel. Der Professor solle seine Aussage schleunigst zurücknehmen. Die ebenfalls Kopftuch tragende Jura-Studentin Meryem Ilayda Atlas schrieb in einem Brief an die Zeitung “Radikal”, der Herr Professor wolle wohl, das Frauen ganz zu Hause bleiben sollten.
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