Onur: Ich bin unschuldig…

Vor sieben Monaten wurde Jonny K. auf dem Alexanderplatz in Berlin zu Tode geprügelt. Heute standen sechs junge Männer im Saal 500 des Landgerichts in Berlin vor dem Richter.

Sie sitzen hinter schusssicheren Glaskästen, den weinenden Augen ihrer Familien und dem anklagenden Blick von Tina K., der Schwester des Toten Jonnys. Nacheinander erzählen sie, was an dem Abend geschah. Die sechs Männer geraten nach einer After-Show-Party des türkischen Musikers Murat Boz an der U-Bahnstation mit Jonny K. und seinen beiden Freunden zusammen. Es kommt zum Gerangel und einer Prügelei. Am nächsten Tag stirbt Jonny an den Folgen der Schläge auf der Intensivstation II des Vivantes Klinikums in Friedrichshain.

Onur K. und Bilal K. flüchten in die Türkei. Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltet sich ein und bittet die türkischen Behörden um die Auslieferung des “Hauptverdächtigen“. Der 19-jährige Mehmet E. stellt sich als erster den Ermittlern und sagt umfassend aus, er ist auch der einzige, der nicht in Untersuchungshaft sitzt. Onur K. sagt, dass er in die Türkei geflüchtet ist, weil er Angst hatte, dass ihm der Mord an Jonny angehängt wird. Dabei will er ihn gar nicht wahrgenommen haben und erst registriert haben, als der schon am Boden lag.

Im Laufe des ersten Prozesstages sagen die Angeklagten aus, sechs Versionen eines einzigen Alptraumes. Onur K. bestreitet Jonny geschlagen zu haben. Angeblich hat er sich mit dessen Freund Gerhard K. geprügelt. Die anderen bestätigen ihn. Auch wenn jeder seine Sicht der Dinge erzählt, sind sie sich in einem Punkt einig: Jonny wurde von Bilal K. geschlagen. Aber nicht nur von ihm. Jeder erinnert sich an einen Tritt oder einen Schlag, den er Jonny verpasst hat.

Es wird schwierig, genau festzustellen, wer Schuld an Jonnys Tod ist. Unschuldig ist aber sicher keiner der sechs jungen Männer, die an diesem Abend dabei waren.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

One thought on “Onur: Ich bin unschuldig…

  • 14/05/2013 at 15:07
    Permalink

    Die sechs Typen haben einen Menschen ermordet und werden mit einer ganz minimalen Strafe davonkommen, oder gar ohne jede Strafe. Sechs Schläger schlagen und treten auf einen Mann ein, aber keiner will schuld an dessen Tod haben. Als wäre nicht jeder einzelne Schlag und Tritt ein Beitrag zum Sterben des Opfers. Und die Eltern der Schläger weinen noch um ihre armen Jungs, die zu unrecht vor Gericht stehen, weil man ihnen etwas anhängen will. Gerechtigkeit wird Jonny K. und seinen Hinterbliebenen in jedem Fall nicht widerfahren.

    Reply

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *