Wem gehört das vierte Bett?
Es geht um die Grundsatzfrage: Was wusste Beate Zschäpe über die Morde an zehn Menschen, davon neun mit Migrationshintergrund? Inwieweit war Sie Mittäterin? Und hätte sie jahrelang mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zusammenleben können ohne etwas von ihren Machenschaften mitzubekommen? Die Bundesanwaltschaft beantwortet diese Frage mit ”Nein“ und geht von einer Mittäterschaft Zschäpes aus.
Eine zentrale Rolle zum Verständnis ihrer Position in der Terrorzelle spielt die Wohnung, in der das untergetauchte Trio jahrelang zusammenlebte. Am 15. Verhandlungstag im NSU-Prozess stand diese Unterkunft im Mittelpunkt. Beate Zschäpe hatte kurz nach dem Selbstmord von Mundlos und Böhnhardt die Wohnung, am 4. November 2011, in Brand gesteckt um entscheidende Beweismittel zu vernichten.
Der Polizist Jens Stahl-Mager (33 Jahre alt) sagte aus, das die erste Polizeitruppe, die an der Wohnung eintraf, die Türen aufgebrochen und sie mit Spürhunden nach Sprengstoff und Waffen durchsucht hat.“ Die Hunde schlugen an. Die erste Waffe fanden die Ermittler am 5. November, zwei weitere Waffen einen Tag später: „Am Ende beschlagnahmten wir 11 Waffen und stellten tausende Spuren sicher.“
Der Polizeibeamte Frank Lenk ging in seiner Aussage auf wichtige Details ein. Er wies darauf hin, dass die Wohnung mit Kameras überwacht wurde, die außen in Blumenkübeln untergebracht waren. Allerdings gibt es ein Foto vom 24. Oktober 2011, das vom Zwickauer Wohnungsverwaltungsamt aufgenommen wurde. Darauf sind keine Blumenkästen zu sehen, so dass man davon ausgehen kann, dass die Kameras kurz vor dem Auffliegen der Terrorzelle installiert wurden. Hatten Sie Angst entdeckt zu werden?
Nach den Aussagen der Ermittler hat Zschäpe an 22 Stellen der Wohnung Benzin ausgeschüttet und Feuer gelegt, vorher brachte sie ihre Katzen in Sicherheit. Doch die Nachbarin in der Nebenwohnung wurde nicht vorgewarnt und wahrscheinlich bewusst in Gefahr gebracht.
Die Zwickauer Wohnung ist einer der zentralen Punkte, auf dem die Anklage gegen Zschäpe aufgebaut wird.
Die Terrorwohnung
Wie haben die Terroristen gewohnt? Auf den Bildern, die am gestrigen Sitzungstag an die Wand des Gerichtssaals geworfen wurden, sieht man ein gutbürgerliches Wohnhaus in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau, gebaut rund um 1900. Auf einem Klingelschild steht der Name ”Dienelt“, der Tarnname Zschäpes. Die NSU Mitglieder wohnten auf 100 qm, die aus zwei Wohneinheiten zusammengelegt wurden. Die vier Zimmer der verschachtelten Wohnung waren offen und miteinander verbunden, so dass es keine abgeschlossenen Bereiche gab, die wären aber nötig gewesen, damit die beiden Uwes ohne das Wissen von Zschäpe hätten planen und agieren können. In der Wohnung befand sich ein Sportzimmer, zwei Bäder, eine Küche mit einem gut gefüllten Kühlschrank und zwei Schlafzimmer ausgestattet mit Fernsehern sowie vier Schlafplätze. Wer schlief wo? Wie nah waren sich die Drei und für wen war das vierte Bett? Fragen, die vorerst unbeantwortet blieben. Es wurden weitere Details bekannt von der Dekoration der Wohnung, die mit biederen Accessoires geschmückt war, über die Einrichtung bis zu den akribisch angebrachten Sicherheitsvorkehrungen. Nicht nur die Wohnung selbst, sondern auch die Kellerräume waren mit Sensoren ausgestattet, die Alarm schlugen, wenn Unbefugte sie betraten.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.