Liebe zu Türken, Misstrauen gegen die Türkei
Unter uns leben viele interessante Menschen. Eine von ihnen ist die Turkologin Irina Wießner. Die 76-Jährige setzt sich für Minderheiten im Osten der Türkei ein, wo sie sich vielfach als Prozessbeobachterin oder ehrenamtlich als Deutschlehrerin engagierte.
“Deutsche Touristen“, sagt Irina Wießner, „sind blauäugig.“ Damit meint sie nicht nur Badeurlauber in den Fluten der türkischen Riviera, sondern auch jene, die sich mit ernstem Ansatz vor Ort vom Demokratisierungsprozess der Türkei überzeugen wollen. Einen Tageblatt-Bericht über eine Bildungsreise der Europa-Union Göttingen quittierte die Menschenrechtlerin etwa mit einem viele Seiten langen Bericht über die Situation der Minderheiten im Osten der Türkei, der so ganz anders klang als die Darstellung offizieller Stellen. Europäisch, sagt sie, sei die Haltung der Türken zu Minderheiten nicht. Deshalb sei sie gegen den Beitritt in die EU – „auch wenn ich die Türkei liebe.“
Letzteres glaubt man ihr aufs Wort. Eine Liebe, die seit sechs Jahrzehnten hält und deren Grundstein Karl May legte. Was der Sachse über Konstantinopel schrieb und die junge Irina lesend verschlang, führte sie viel später ins „wilde Kurdistan“. Sie studierte Turkologie, Archäologie, Architektur, reiste 1972 erstmals in die Türkei, verbrachte ein Studiensemester in Istanbul – und sie heiratete einen Orientalisten. An der Seite des Religionswissenschaftlers Gernot Wießner, dessen Forschung die Yeziden wesentliche Erkenntnisse über ihren Glauben verdanken, bereiste sie vielfach die Siedlungsgebiete von Kurden und Yeziden, Drusen oder Aramäern. Die Gastfreundschaft der Türken gab sie zurück, indem sie sich im Universitäts-Frauenclub um die Ehefrauen türkischer oder arabischer Wissenschaftler kümmerte oder in ihrem Heimatort Hermannrode (Neu-Eichenberg) kurdische Oppositionelle aufnahm.
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