Das eigentliche Thema darf nicht vergessen werden!

Seit fast zwei Wochen spricht man über die Klage, die SABAH beim Bundesverfassungsgericht eingereicht hat. Die deutschen Medien hatten sich zuvor nie so sehr für uns interessiert. Die Unterstützung unserer Kollegen ist wirklich bewundernswert. Das Thema betrifft nicht nur die türkischen Medien, es ist auch das Problem der deutschen Medien. Es ist SABAH Europas Grundrecht, an der NSU-Verhandlung, der als Jahrhundert-Prozess bezeichnet wird, teilzunehmen, weil acht der Ermordeten Türken sind. Auch die Öffentlichkeit gesteht uns dieses Recht zu. Und der Eilantrag von SABAH vor dem Bundesverfassungsgericht wurde zur tagesbestimmenden Schlagzeile. Im Grunde genommen beschweren wir uns auch nicht darüber. Aber bei diesen Diskussionen darf das eigentliche Thema nicht vergessen werden. Es geht um die Opfer, die Hinterbliebenen, einer Ermittlungsphase die von Anfang bis zum Ende von Pannen bestimmt war, kurz Deutschlands kollektive Schläfrigkeit während die rassistischen Morde begangen wurden.

Abrechnung mit den Schuldigen

Während wir die Verfahrensfehler des Münchener Oberlandesgerichts diskutieren vergessen wir das eigentliche Drama. Zwischen 2000 und 2007 wurden zehn Menschen, davon acht Türken, ermordet. Eine Terrorzelle mit dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat ungehindert in unterschiedlichen Städten Deutschlands niederträchtig Morde begangen. Der Fall kam fast zufällig ans Tageslicht. Nachdem die Täter bekannt wurden folgten unzählige Skandale aufeinander. Weder die Polizei, noch der Verfassungsschutz oder die Politik konnten zufrieden stellende Antworten auf die Fragen der Öffentlichkeit geben. Das Vertrauen der Migranten in die Ermittlungsbehörden verschwand fast vollständig. Deutschland geriet nicht nur vor den Türken, die hier leben und der Türkei, sondern weltweit in eine missliche Lage. Die ganze Welt schaut auf den Prozess, der am 17. April in München beginnt.

Den Skandalen während der Ermittlungs- und Untersuchungsphase, kommt bereits vor dem Verhandlungsbeginn der Presse-Skandal durch den Ausschuss der türkischen Medien dazu. Es ist wichtig, ob unser Eilantrag vor dem Bundesverfassungsgericht zu unseren Gunsten oder gegen uns entschieden wird. Aber es ist nicht wichtiger als der Prozess selbst. Auch wenn SABAH ihn nicht beobachten kann, findet der Prozess nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die deutschen Medien werden der Verhandlung beiwohnen. Die Hinterbliebenen und der Anwalt der Opfer werden im Gerichtsaal sein. Wir hoffen, dass die deutsche Öffentlichkeit, die viel Interesse für das Thema Prozessbeobachtung gezeigt hat, das gleiche Interesse auch für den Prozess selbst aufbringt. Die Täter und ihre Helfer müssen die Strafe bekommen, die sie verdienen. Die Öffentlichkeit erwartet Gerechtigkeit.

Mikdat Karaalioğlu, Chefredakteur SABAH Europa

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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