”Gezi“ Kritik an die deutschen Medien
In keinem Land ist die Verletzung der Menschenrechte die eigene Sache des Landes. Besonders ein Land, das behauptet demokratisch zu sein, kann nicht erwarten, dass die Weltöffentlichkeit gegenüber der Verletzung von Menschenrechten anteilnahmslos bleibt. Das Gezi Park Ereignis ist zur Sache der Weltöffentlichkeit, zum Gegenstand in den deutschen Medien geworden. Es ist durchaus normal, dass die Türkei, die zu den Ländern gehört, die Deutschland genau beobachtet, zum Thema in den deutschen Medien wird. Was nicht normal ist, sind die Methoden unserer deutschen Kollegen, über diese Ereignisse zu berichten. Es ist falsch die Türkei, die bei den Themen demokratische Wahlen, verfassungsrechtliche und individuelle Freiheiten wichtige Schritte gegangen ist, mit dem “arabischen Frühling“ zu vergleichen. Dass die unangemessene Gewaltanwendung durch die Polizei zu Beginn der Protestaktion ungerecht war, wird von jedem akzeptiert. Diesen Fehler, der die Proteste in eine gesellschaftliche Bewegung verwandelt hat, geben auch die Sicherheitsbehörden zu.
Unterstützung findet keinen Sinn
Vielleicht verfolgen diese deutschen Medien eine Berichterstattung fernab der Objektivität mit der Motivation eine demokratische Bewegung unterstützen zu müssen. Aber zuerst darf man Folgendes nicht aus den Augen verlieren. Es gibt eine Gruppe, die protestiert, weil sie denkt, dass ihre Freiheiten eingeschränkt werden. Es gibt aber auch Gruppen, die diesen Protest in eine politische Gelegenheit verwandeln wollen. Natürlich will jede politische Gruppe aus einem gesellschaftlichen Ereignis einen Vorteil ziehen. Aber diese Gruppen haben weder ein ernsthaftes Programm was sie der Regierung gegenhalten können, noch sind ihre demokratischen Ziele eine indiskutable Wahrheit. Marginale Figuren in diesen politischen Gruppen sind auch diejenigen, die die Gewalt entfachten. Leider sind die Gewalttätigkeiten dieser Demonstranten nicht vor den Linsen der deutschen Medien gelandet.
Regierung und Legitimität
Ein weitere Punkt, der den deutschen Medien entgangen ist, dass die Regierung, der Ansprechpartner dieser Proteste, quantitativ und qualitativ demokratische Legitimität hat. Das heißt, die demokratische Legitimität der Regierungspartei ist genauso gegeben wie die der deutschen Regierung.
Es gibt eine Mehrheit, die nicht für die unschuldigen Proteste ist, aber auch nicht dagegen. Aber sie sind gegen Gewalt und Provokation. Diese Einstellung der Mehrheit fand auch keinen Platz in den Nachrichten. Genau diese schwarz-weiß Darstellung hat dafür gesorgt, dass die Unterstützungen für die unschuldigen und Berichterstattungen ihre Glaubwürdigkeit in einer Masse, die dies als eine Ungerechtigkeit gegenüber der Türkei empfindet.
Der Geist der Proteste
Anstatt im Zusammenhang mit diesen Protesten die Diskussionen, die in der Türkei begannen und ohne Zweifel einen großen Beitrag zur Demokratie leisten werden, weiterzugeben, nur die Stimme einer Gruppe zu sein, widerspricht dem Geist der Proteste. Die Demonstranten haben unterschiedliche Forderungen.
Die Essenz ist: „Die Mehrheitsregierung muss auf uns hören.“
Zweifellos eine berechtigte Forderung.
Der Blick der deutschen Öffentlichkeit auf die Türkei ist für uns entscheidend. Wir können viel von den demokratischen Erfahrungen Deutschlands lernen. Eine Berichterstattung, die die Unterschiede sieht, wird die angebrachten Forderungen der Demonstranten und die türkische Demokratie mehr unterstützen. Als jemand, der die deutsche Demokratie und Medienkultur wichtig nimmt und wert auf sie legt, habe ich diese Erwartung.
Mikdat Karaalioğlu, Chefredakteur SABAH Avrupa
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.
Also mal ehrlich, die Türken empfinden jede Kritik an der Türkei als eine Ungerechtigkeit gegenüber der Türkei.