NSU-Prozess: Keine Probleme mit Türken!
Am zehnten Verhandlungstag im NSU-Prozess wurde der Hauptzeuge Carsten S. von den Anwälten der Nebenklage verhört. Gleich zu Beginn erklärten seine Anwälte: „Unser Mandat wird die Fragen von Ralf Wohllebens Anwälten nur unter einer Bedingung beantworten: Wenn Wohlleben auch aussagt.“
Wohllebens Anwälte kritisierten diese Erklärung als “Erpressung“. Carsten S. betonte aber: „Es ist mir wichtig, dass nicht nur ich mich nackig mache, sondern er auch .“ Viele Anwälte konnten nicht nachvollziehen, warum es verhindert wurde, dass Wohlleben Fragen stellt. Einer von ihnen: „Es wäre interessant geworden, dass einer Fragen stellt, der Hintergrundwissen hat.“
Der Anwalt von Süleyman Taşköprü, der in Hamburg erschossen wurde, wollte von Carsten S. mehr über seine Ideologie als aktiver Nazi wissen. Der Zeuge: „Ich habe Klamotten getragen, die wie Uniformen aussahen, Ich habe den Holocaust abgestritten und es gefiel mir, dass meine Freunde die Lehrer provozierten. Einmal habe ich das Parteiprogramm der NPD gelesen, habe mich aber nicht mit dem politischen Hintergrund beschäftigt.“
Auf Nachfrage eines anderen Anwaltes, erklärte Carsten S., dass er erst 2011, nach dem Auffliegen der NSU-Terrorzelle, erfahren hat, dass die Ceska, die er besorgt hat, für die Morde benutzt wurde. Der Anwalt hakte nach und wollte wissen: „2003 wurde zum ersten Mal geschrieben, dass ein unbekannter Mord mit einer Ceska verübt wurde. Haben Sie nichts davon gehört?“ Carsten S. „Leider nicht.“
Er gab auch Auskunft über den Kauf der Waffe und erinnerte sich daran, dass er sagte: „Die ist für die drei“ – also für Böhnhard, Mundlos und Zschäpe. Somit beschuldigte er die Hauptangeklagte Beate Zschäpe zum ersten Mal der Mitwisserschaft. Außerdem soll das Trio ihm vor der Abholung der Waffe in einem Militaria-Laden in Jena genaue Anweisungen darüber erteilt haben, wie viel er dafür ausgeben darf.
Nach seinem Ausstieg aus der rechten Szene, hat er sein Leben verändert, so Carsten S.: „Früher fand ich Aktionen gegen Russen und Türken lustig. Heute kenne ich Türken persönlich und habe keine Probleme mit ihnen.“
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.