Zschäpe wusste es nicht!

Der Hauptzeuge Carsten S. Hat gestern im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht in München weiter ausgesagt. Bereits zur Beginn seiner Vernehmung brach S. In Tränen aus und sagte, dass er dem Druck nicht mehr standhält und ”Ich habe keine Wahl. Ich werde alles erzählen.“

Nach einem Mord in Nürnberg sollen die beiden Uwes des Terrortrios in Anwesenheit von Carsten S. gesagt haben, dass Sie ”eine Taschenlampe in ein Geschäft gelegt haben“.  Als Zschäpe dazu kam sollen die beiden mit ”Psst“ zum Schweigen aufgefordert haben.

Erst 2011, nach dem Auffliegen der Terrorzelle, hat Carsten S. verstanden, dass ”eine Taschenlampe legen“ ein Geheimcode für die Anschläge war. Er will sich nicht mehr daran erinnern können, nach welchem Mord die beiden Uwes darüber gesprochen haben. Carsten S. ging davon aus, dass die NSU-Terrorzelle Waffen der Marke Uzi besitzt. Er selbst habe nur eine Schreckschusspistole gehabt, die er in den Rhein warf, nachdem die NSU aufflog.

Einmal soll Ralf Wohlleben in einem Telefongespräch gesagt haben: ”Die haben jemanden erschossen“, so Carsten S. Er habe gehofft, dass sie es nicht mit der Waffe getan haben, die er ihnen zuvor besorgt hatte. Über Wohlleben sagt er, dass er kaltblütig und angriffslustig ist.

Carsten S. brach immer wieder in Tränen aus. Seine Aussage wurde von den Zuschauern und den Anwälten der Nebenklage mit wohlwollen aufgenommen. Mehmet Daimagüker, Anwalt des NSU-Opfers Ismail Yaşar: „Zum ersten mal sagt ein Zeuge aufrichtig aus.“ Beate Zschäpe wirkte währenddessen genervt und spielte die ganze Zeit auf ihrem Laptop. Unter den Zuschauern war auch Stefan Richter, der für inhaftierte Neo-Nazis Konzerte organisiert. Während Carsten S. erzählte, nickte Richter stellenweise zustimmend und blieben den ganzen Tag im Gerichtssaal.

Holger Gerlach, ein weiterer Angeklagter, der bereits eine schriftliche Aussage vorgelegt hat, hat erklärt, dass er nicht sprechen und auch keine Fragen beantworten wird. Der Anwalt von Enver Şimşeks Familie, der am 9. September 2000 als erster Opfer der NSU erschossen wurde, hat erklärt, dass sie die Entschuldigung Gerlachs annehmen, sich aber wünschen, dass er alles aussagt, was er weiß. Unter dessen wurde bekannt, dass gestern unbekannte ein Laster Müll auf die Stelle gekippt haben, an der Şimşek erschossen wurde.

500 Helfer für die NSU!

Oberstaatsanwältin Anette Greger hat gestern im Oberlandesgericht in München erklärt, dass  entgegen der bekannten Information, die Zahl der NSU-Unterstützer läge bei 129, insgesamt 500 Menschen verhört wurden, bevor die Anklageschrift fertiggeschrieben wurde. Die Hinterbliebene der Opfer waren entsetzt über diese neue Information. Sebastian Scharmer, einer der Anwälte: „Warum wurde die Zahl der Terrorunterstützer mit 129 angegeben, die in Wirklichkeit bei 500 liegt, und uns diese Liste präsentiert. Es ist unmöglich das zu verstehen.“ Bundesstaatsanwalt Herbert Diemer erklärte dagegen, das die 500 verhörten Personen nicht relevant über die Verhandlung sind.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

One thought on “Zschäpe wusste es nicht!

  • 12/06/2013 at 14:55
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    Jetzt wird es aber interessant. Zschäpe hat einer Terrorgruppe angehört und soll nichts von den Terroranschlägen gewußt haben? Das klingt für mich wenig plausibel. Ich habe eher das Gefühl, dass alle Schuld auf die Toten geschoben werden soll und die Überlebende soll mit reiner Weste aus der Sache rauskommen. Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft trotzdem genügend Beweise für die Mittäterschaft Zschäpes vorlegen kann.

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