Türken “verstehen” Sarrazin

Lieber Herr Sarrazin,

wir bedanken uns für die Welle, die durch sie in den letzten Tagen ausgelöst wurde! Endlich macht sich jeder Gedanken über die Migranten.

Die SPD beschließt die Absetzung von Thilo Sarrazin, die Bundesbank möchte am Donnerstag die Entscheidung über die berufliche Zukunft treffen und Sarrazin wird beim Literaturfestival ausgeladen. Die Sarrazin-Debatte ist aber lange noch nicht zu Ende. Es gäbe Überlegungen, die geplante Buchvorstellung vor oder nach dem Festival (15. bis 25. September) zu machen. Anscheinend gibt es Menschen, die sich die Polemik anhören wollen. Allein dass die Bundesbank immer noch zögert Sarrazins Amtszeit ein Ende zu geben, belegt, dass es Menschen gibt, die den Standpunkt Sarrazins akzeptieren.

Aber nach dem Artikel „Es ist nur eine Stimme unter vielen“ der FAZ (www.faz.net , 31.08.2010) zu beurteilen, würden Türken ihn verstehen. Im Internet geben ihm viele teilweise Recht: Sie werfen den konservativen und integrationsunwilligen Türken vor, der türkischen Community in Deutschland zu schaden. Ein in Berlin lebender Leser der Internetausgabe von „Habertürk“ meint, dass Sarrazin zu fünfundneunzig Prozent recht habe, was Zuwanderer vom Balkan angehe. Von der deutschen Bevölkerung erhalte Sarrazin so viel Zuspruch, dass er Bundeskanzler werden könne.

Was ist hier los? Warum hat die türkische Gesellschaft so viel Verständnis? Es herrscht das „Erwachungszeitalter“ der Migranten, der deutschen Integrationspolitik und der Deutschen selbst. Zum ersten Mal müssen alle ihre Meinung zur Integration sagen, sogar die Deutschen, ausgelöst durch die Sarrazin-Debatte. Daher kann eine türkische Tageszeitung nur seine Dankbarkeit aussprechen, da es nun ermöglicht wird, die gesellschaftliche Ausstattung und die dahinter liegende Problematik genauer zu identifizieren. Was Sarrazin als Problematik der „Gen-Ausstattung“ angefangen hat, wird damit enden, die gesellschaftlichen Ebenen neu zusammenzuwürfeln. Vielleicht werden damit andere Sarrazins demaskiert.

Gülcihan Güllüoglu – Frankfurt

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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