Andrang auf die Einbürgerungsämter

Junge türkische Männer standen bisher Schlange in den Konsulaten. Nach der Änderung der Wehrpflicht stehen sie Schlange bei den Einbürgerungsbehörden.

Im November letzten Jahres hat die türkische Regierung das Wehrpflichtgesetz geändert und für Unmut unter ihren Bürgern im Ausland gesorgt. Für 10.000 Euro können junge Türken, die nicht in der Heimat leben sich vom Wehrdienst freikaufen, doch nicht jeder ist bereit oder in der Lage, diese Summe zu bezahlen. Viele von ihnen sehen die Einbürgerung in den Ländern, in denen sie leben, als letzte Lösung: „Während wir darauf gewartet haben, dass die Kosten für den Wehrdienst sinken, sind sie doppelt so teuer geworden. Meine letzte Chance ist der Wechsel der Staatsbürgerschaft“, sagen viele junge Männer.

Hasan Öztürk, 25 Jahre alt, aus Holland erklärt: „Nach der Gesetzesänderung haben wir uns an die holländische Einbürgerungsbehörde gewandt. Hat denn niemand die Zuständigen über unsere Lebensbedingungen informiert? Wir beugen uns, ergreifen unsere letzte Wahl und  wechseln in die holländische Staatsbürgerschaft. Ich und viele meiner Freunde haben die notwendigen holländischen Einbürgerungsanträge ausgefüllt“.

Der 24-jährige Okan Öztürk sagt: „Uns wurde keine angemessene Übergangszeit zugestanden, um noch von dem alten Wehrpflichtgesetz zu profitieren. Wir konnten keine Anträge stellen, weil die Annahme- und Bearbeitungskapazitäten der Konsulate nicht ausreichend waren. 10.000 Euro sind für uns eine sehr hohe Summe. Nun haben wir von den Behörden die notwenigen Unterlagen geholt und beantragen die Einbürgerung“.

Yahya Tosun, 20 Jahre alt, sagt: „In Holland ist immer noch jeder vierte Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos. Für unsere Jugendlichen sind 10.000 Euro für die Wehrpflicht eine sehr belastende Summe. Aus diesem Grund habe ich die Anträge für die Einbürgerung ausgefüllt“.

Hüsnü Agacan, 22 Jahre alt, erklärt: „Wir glauben, dass Jugendliche, die in Westeuropa geboren und aufgewachsen sind, wie andere einheimische und eingewanderte Gleichaltrige von der Wehrpflicht gänzlich ausgeschlossen werden sollten. Unsere jetzige Wahl ist der Wechsel der Staatsbürgerschaft“.

Hikmet Turgay Kücük, 32 Jahre als und aus Bremen, betont: „Ich hätte gerne meine Wehrpflicht geleistet, aber ich kann keine 10.000 Euro bezahlen. Weil ich keine andere Wahl habe, als die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, habe ich mir die Anträge geholt. Ich werde sie ausfüllen und bei der Behörde einreichen“.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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