NSU: Pläne mit Fotos!
Wie nun bekannt wurde, hat die NSU Terrorzelle, die zehn Menschen, davon acht Türken, erschossen hat, in Stuttgart für Anschlagspläne zwei türkische Betriebe fotografiert. Bereits in der Ausgabe vom 31. Mai 2012 hat SABAH darüber berichtet, dass die Terroristen nach Stuttgart gefahren sind, um sich die Betriebe aus nächster Nähe anzuschauen und hat sie fotografiert. Die Fotos gehören einem türkischen Supermarkt und Kiosk im Stuttgarter Nordbahnhof. Auf einigen Fotos sieht man die Mitglieder vor ihren möglichen Tatorten posieren.
Nach den Morden hat Beate Zschäpe, das dritte Mitglied des Terrortrios, die Wohnung in einem Haus in Zwickau in die Luft gejagt, doch die Ermittler fanden unter den Trümmern eine CD mit sieben Fotos, auf denen die türkischen Betriebe zu sehen sind. In einer Erklärung des Bundeskriminalamtes heißt es, dass die Fotos im Juni 2003 in Stuttgart gemacht wurden, ohne Zweifel zu Anschlagszwecken angefertigt wurden. Die NSU-Mörder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos kamen zum ”Bad Canstatter Wasen“, einem Bierfest, nach Stuttgart und zelteten drei Tage hinter der Festivalanlage. Die Anmeldeformulare des Zeltplatzes füllten die beiden mit den Namen ”Max“ und ”Ralph“ aus. Die Ermittler verglichen die Handschriften der Mörder mit der Handschrift auf den zehn Jahre alten Formularen und können mit Sicherheit sagen, dass die beiden in Stuttgart waren.
Yıldırım Sarıbıyık ist eines der NSU-Ziele in Stuttgart, das auf dem Foto abgebildet ist. Nach dem Bekanntwerden der Pläne sprach der 52-Jährige mit SABAH. Er erzählte, dass die drei Terroristen Getränke bei ihm kauften, aber sich weigerten zu bezahlen. Sarıbıyık: „Zwei Personen, ein Mann und eine Frau, kamen in meinen Laden. Sie haben gegen meinen Willen alkoholische Getränke mitgenommen. Ich habe sie auf den Bildern in den Nachrichten erkannt. 8 unserer Mitbürger wurden geplant umgebracht. Ich hätte einer von ihnen sein können. Sie haben mich verschont. Nachdem ich erfahren habe, dass ich auf ihrer Todesliste stehe, ist meine Psyche kaputtgegangen.“
Dr. Karl Huber, Präsident des Oberlandesgerichtes in München vor der der NSU-Prozess stattfinden wird, erklärte gegenüber der Münchener Merkur Zeitung: „Vor allem die Türkei wird uns aufmerksam beobachten.“ Huber weiter: „Die Opfer sind ausländische Mitbürger. Wir haben die Aufgabe, ein rechtsstaatliches Verfahren zu organisieren, zu garantieren und durchzuführen. Und das werden wir tun.“ Auf die Frage, warum der Prozess in München stattfindet, antwortet Dr. Huber: „Der Generalbundesanwalt kann bei Staatsschutzverfahren wählen, in welchem Bundesland er Anklage erhebt. Die Zahl der hier verübten Delikte spielt eine Rolle. Aber auch die Frage der Kapazität: Welche Gerichte sind frei? Nachdem es derzeit in Düsseldorf und Stuttgart große Staatsschutzverfahren gegen Islamisten gibt, könnte das ein Grund für München gewesen sein.“
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.