IS wird es schwer haben
Die Meldungen der letzten Tage machen deutlich, dass der Islamische Staat (IS) mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hat. An vielen Fronten in Südkurdistan ist sie jetzt nicht mehr in der Offensive, sondern Deffensive. In Celawla, Zumar und Emirli haben sich Peschmerga-Einheiten mit der irakischen Armee zusammengetan und nach Angriffen auf IS-Stellungen zahlreiche Dörfer zurückerobert. Auch bei der Verteidigung von Kirkuk und umliegenden Städten, die eine strategische Bedeutung für die gesamte Region haben, gehen HPG-Einheit mit Peschmerga von YNK zusammen gegen IS vor. Shangal ist leider immer noch in der Hand von IS. Wenn hier eine bessere Koordination zwischen HPG und YPG erreicht werden kann, könnte Shangal zurückerobert und die Region der Yesiden sicherer gemacht werden. Entsprechende Verhandlungen laufen bereits.
Es ist aber auch die Rede von weiteren Plänen. Um Shangal zurückzuerobern und den IS aus den Dörfern der Yesiden zurückdrängen zu können, müssen auch die Siedlungen in Zumar, Rabia und Talafer von IS-Einheiten gesäubert werden. Dies jedoch scheint nach heutiger Lage nicht möglich. Nach internationalen Beobachtern sind die kurdischen Kräfte aktuell dazu nicht imstande.
Deshalb marschieren starke Peschmerga-Einheiten in Richtung Zumar und haben inzwischen in der Region viele Dörfer befreit. Auch Rabia ist zum Großteil in kurdischer Hand. Die letzte Station vor der endgültigen Befreiung von Shangal ist die mehrheitlich von Turkmenen bewohnte Stadt Talafer.
Kurz nach der Eroberung von Mossul hatte der IS auch Shangal und ein Dutzend umliegende Dörfer erobert. Die Eroberung von Talafer und Shangal ging allerdings nicht nach demselben Muster vonstatten. In Shangal hatte der IS eine provisorische Stellung aufgebaut und Plünderungen vorgenommen. In Talafer hatte er aber einen richtigen Stützpunkt eingerichtet. Die Kurden wissen um die Bedeutung von Talafer bei der Verteidigung von Mossul. Deswegen werden sie wahrscheinlich Shangal und Talafer gleichzeitig angreifen.
Nach vorliegenden Informationen wird kein Angriff auf Mossul erwartet. Es liegt auf der Hand, dass dies erst nach der vollständigen Räumung der umliegenden Dörfer passieren wird. Und wichtiger ist, dass die Kurden nicht allein in Mossul einmarschieren werden. Vor dem Einmarsch dort müssen sie ihre Zusammenarbeit mit der irakischen Armee, den USA und den Ländern in der Region festigen.
Zum Thema “Rojava” kann man folgendes sagen: Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der im Irak zurückgedrängte IS Rojava als sein nächstes Ziel aussuchen wird. Er geht davon aus, dass der Widerstand hier nicht so stark sein wird wie in Irakisch-Kurdistan. Der Widerstand von YPD gegen IS wird ein Kampf von ungleichen Kräften sein. Dies wiederum würde einen Völkermord in Rojava und natürlich auch in den sunnitischen Gebieten von Syrien durch IS zur Folge haben.
In Kobane laufen derzeit schwere Gefechte. Es gibt Meldungen darüber, dass der IS in diesem Gebiet Streubomben einsetzt. Die YPG-Einheiten hatten einen Korridor zwischen Shangal-Berg und Rojava errichtet. Der Versuch von IS, diesen Korridor mit der Eroberung von Cezaa zu unterbrechen, endete in einer schweren Niederlagen. Tortz solcher Erfolge wird es YPG ohne Militärhilfe und ohne die politische Unterstützung der Akteure in der Region auf Dauer nicht möglich sein, sich in Rojava gegen den IS zu behaupten.
Die letzten Entwicklungen haben deutlich gemacht, dass die Kurden an der Front Erfolge erzielen. Aber der Krieg wird nicht allein an der Front entschieden.
Fehim IŞIK
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