Breivik geniesst Medienrummel

Seit einem Dreivierteljahr haben die Taten Breiviks – der Bombenanschlag auf das Regierungsgebäude in Oslo und das Massaker auf Utøya mit ihren insgesamt 77 Toten und Hunderten Verletzten – die Medien in Beschlag genommen. Er muss sich vor Gericht wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes verantworten. Der Prozess soll insgesamt zehn Wochen dauern, das Urteil aber erst Mitte Juli gesprochen werden. In Oslo geht der Prozess gegen den 33-jährigen Faschisten weiter, der sich auf Notwehr beruft. Während Breivik keinerlei Reue zeigt und an seinen faschistischen Thesen festhält, erreicht die Aufmerksamkeit einen neuen Gipfel.

 

Der Prozess wird von 600 Kameras und zahlreichen Journalisten begleitet, die durchgehend und ausführlich über Breivik berichten. Diese massive Berichterstattung gerät zunehmend in die Kritik. Dabei wird hinterfragt, ob durch diese ausführliche und intensive Berichterstattung Breivik`s Propaganda nicht unterstützt wird. Alleine schon an dem zweiten Prozesstag konnte Breivik, trotz fünf Abbruchsversuchen, 70 Minuten lang seinen vorbereiteten Propagandaaufsatz vorlesen und sich dabei als einen Intellektuellen darstellen. Dabei benutzt er das Gericht als eine Tribüne, um seine faschistische Propaganda von „Islamisierung“ und „Antimarxismus“ zu verbreiten und auch über seine niederträchtigen Morde zu prahlen und zu rechtfertigen.

 

Im Vordergrund des Prozesses steht auch die Schuldfrage. Vor dem Prozess waren zwei Gutachterteams zu unterschiedlichen Bewertungen gekommen. Das eine Team bezeichnete Breivik als geistig gesund und zurechnungsfähig, das andere als paranoid-schizophren. Falls Breivik nicht als unzurechnungsfähig erklärt wird und nicht lebenslang arrestiert wird, besteht die hohe Möglichkeit, dass er nach dem Gefängnisaufenthalt in rechtsextremen und faschistischen Kreisen verbreiteter als „Held“ und „Märtyrer“ gefeiert wird.

Ob aber Breivik überhaupt als Einzeltäter gehandelt hat, rückt bei der öffentlichen Berichterstattung weitgehend in den Hintergrund, trotz ungeklärter Fragen. Dass Breivik die Waffen und das Material für Bomben selber besorgt hat ohne Hilfe, scheint eher fragwürdig zu sein.

Während des Prozesses und auch danach darf Breivik gar keinen Spielraum haben, um seine menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Denn dieses würde seine Erwartungen erfüllen und wäre auch ein Teil des Plans.

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