Schulische Bildung ist öffentliche Aufgabe
Schulische Bildung ist öffentliche Aufgabe
Kaja Kossmann
Einmal im Jahr wird von der „Initiative Nachrichtenaufklärung e.V.“ eine Liste von zehn Themen und Nachrichten veröffentlicht, die keine oder nicht genug mediale Aufmerksamkeit erhalten. In diesem Jahr war die Nummer eins dieser Liste die fortschreitende Abschaffung der Lernmittelfreiheit. Diese soll beinhalten, dass Schülerinnen und Schülern, Bücher und andere Gegenstände, die zum Lernen benötigt werden, kostenlos von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bereitgestellt werden. In den letzten Jahren allerdings wurde die Lernmittelfreiheit Stück für Stück in den einzelnen Bundesländern abgeschafft oder stark eingeschränkt. Heute sind Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern die einzigen Bundesländer, in denen die Lernmittelfreiheit noch besteht. In allen anderen Ländern müssen die Eltern entweder vollständig für das Schulmaterial aufkommen oder eine Gebühr für das Leihen der Bücher bezahlen.
Doch wenn man einmal genauer hinsieht, erkennt man, dass die Lernmittelfreiheit, auch in den Bundesländern, in denen sie noch besteht, erhebliche Mängel aufweist. Sie beschränkt sich nämlich lediglich auf Schulbücher und Ausstattung der Schule, wie geographische Karten, Tafeln, Werkstoffe für den Werkunterricht etc. Was aber immer von den Eltern übernommen werden muss, sind jegliche andere Materialien, die ihre Kinder für das Lernen benötigen, von Federtasche über Hefte und Mappen bis zum Taschenrechner. Das kann je nach Schuljahr auf mehrere hundert Euro pro Kind hinauslaufen. Dort kommen dann noch Kostenfaktoren wie Fahrkarten für den Schulweg, Nachmittagsbetreuung und Mittagessen in der Kantine dazu. Wenn in dem Jahr dann noch eine Klassenreise ansteht sind es weitere 150-400 Euro. All das nur damit ein Kind die Schule besuchen kann. Zusätzliche Kosten bei Geschwisterkindern sind noch nicht mal berücksichtigt. Diese Kosten sind für viele arbeitende Familien kaum oder gar nicht mehr stemmbar. In einem Land, in dem immer wieder von Chancengleichheit gesprochen wird, sind solche Zustände nichts als Hohn. Denn Bildungschancen von Kindern sind direkt gebunden an die soziale Herkunft der Eltern. Kinder lernen von klein auf, dass die Qualität ihrer Bildung und damit ihre Zukunftschancen vom Geldbeutel ihrer Eltern abhängt.
Der schulische Werdegang von Kindern und Jugendlichen bestimmt in den meisten Fällen, welche Art von Leben sie mal führen werden. Dieser muss komplett in öffentlicher Hand und vollständig ausfinanziert sein, damit kein Kind unter der sozialen Herkunft seiner Eltern leiden muss! Die zunehmende Privatisierung von bislang steuerfinanzierten Ausgaben im Bildungssystem führt zu nichts außer der weitergehenden Kluft zwischen Arm und Reich.
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