Beschneidung in der Diskussion

In Kiel hat am Dienstag, den 21.08.12 auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Raju Sharma (DIE LINKE) eine Diskussionsveranstaltung mit dem Titel “Religion und Recht und Freiheit – Die Beschneidung in der Diskussion” stattgefunden. Gegenstand der Debatte war das Urteil des Kölner Landgerichts, dass die Beschneidung eines minderjährigen Jungen als Körperverletzung gewertet hatte.  Auf dem Podium diskutierten Frau Irene Johns von Deutschen Kinderschutzbund, Frau Heidemarie Grobe von der Frauenrechtsorganisation “Terre Des Femmes” und der Urologe Dr. Thomas Quack.

Während der Vertreter der islamischen Gemeinde aus familiären Gründen kurzfristig absagen musste, hatte der Vertreter der jüdischen Gemeinden seine Absage inhaltlich in einem Brief begründet: Er geht davon aus, dass die Diskussion nicht sachlich und respektvoll, sondern emotional und verletzend geführt werden würde. Dem wolle er sich nicht weiter aussetzen, zumal ein deutsches Gericht nichts an der religiösen Erziehung ändern würde, die eine Beschneidung am achten Tag vorsieht.

Dr. Thomas Quack schilderte, worum es sich bei der Beschneidung überhaupt handelt und unter welchen Umständen sie medizinisch geboten ist. Wie alle operativen Eingriffe handele es sich bei der Beschneidung um eine Form der Körperverletzung. Zwar seien dies heutzutage Routineeingriffe; zu Komplikationen komme es selten, jedoch seien sie signifikant. “Das Sterberisiko ist gering, aber man solle nicht so tun, als ob es nicht vorhanden wäre”, so Dr. Quack. Wenn überhaupt eine Beschneidung durchgeführt werden solle, dann müsse dies unter Betäubung und ärztlicher Kontrolle unter hygienisch einwandfreien Bedingungen geschehen.

Ali Riza Agül vom Alevitischen Kulturverein erklärte auf der Versammlung, dass das Verbot von Beschneidungen, ein Jahrtausende altes Ritual des islamischen und jüdischen Glaubens, ein Angriff auf die Glaubensfreiheit der Menschen und eine Respektlosigkeit sei.

Raju Sharma: “Die Diskussion hat meine Auffassung bestätigt, dass es einen schnellen und rechtssicheren Weg zu einem Beschneidungsgesetz nicht geben kann. Zu viele Fragen sind offen und müssen gemeinsam erörtert werden. Daher wünsche ich mir, dass insbesondere die Repräsentanten der jüdischen Gemeinden den Dialog mit der Gesellschaft wieder aufnehmen – gerade im Falle vorhandener Differenzen. Wer – zurecht – einen respektvollen und offenen Umgang erwartet, sollte seinen Freunden ein Gespräch nicht verweigern. ”

Autorin: Wiebke Schulze

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

One thought on “Beschneidung in der Diskussion

  • 19/11/2013 at 14:33
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    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Genitalverstümmelung ist zur Hauptsache ein Problem in Ländern, in denen die Männer Frauen unterdrücken, rücksichtslose Machos sind und sich selbst beweisen wollen, wie potent und männlich sie angeblich sind. Der Männlichkeitswahn wiederum ist ein Grund für das weltweite Bevölkerungswachstum, das insgesamt zur grössten Bedrohung der Menschheit geworden ist.

    Unsere Initiative für weltweite Geburtenregelungen stärkt auch die Rechte der Frauen und Mädchen, wie das Recht auf körperliche und psychsiche Unversehrtheit, sowie das Recht auf freie Entscheidung über Nachkommenszeugung und Schwangerschaft.

    Berichten Sie daher über die folgende Kampagne bei change.org für weltweite Geburtenregelungen und unterstützen Sie diese mit Ihrer Unterschrift, in Ihrer Zeitschrift und auch auf Ihrer Homepage: http://chn.ge/1bSmBDH

    Mit freundlichen Grüßen
    Achim Wolf

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