„Ich lasse mich nicht ins Exil schicken“

Nach einer Kampagne von Günter Wallraff ist der Schriftsteller Dogan Akhanli vorerst auf freien Fuß gesetzt worden. Im März 2011 wird der Prozess um ihn fortgesetzt. Zusammen mit seinem Freund Wallraff nimmt er Stellung zur Situation in der Türkei und erzählt von seinem neuen Buch.

Herr Akhanli, wie geht es Ihnen jetzt nach der Haftentlassung und dem Besuch in ihrem Geburtsort?

Dogan Akhanli: Nach meiner Reise ins Dorf geht es mir jetzt besser als zum Zeitpunkt der Haftentlassung. Ich konnte die Freilassung nicht genießen. Sie bedeutete für mich nur ein weiteres Exil. Durch die Folter von früher hatte ich eh das Problem, seelisch in der Fremde zu sein. Und der Tod meines Vaters kurz vor der Entlassung hat mich so tief verletzt, dass ich mich durch die Türkei erneut ins Exil geschickt fühlte.

Sie wollten sich nach 19 Jahren über Ihren Vater der Türkei wieder annähern. Ist das gelungen?

Akhanli: Ich wünschte mir, kein Türkisch mehr zu können, und wollte auch nichts mehr mit diesem Land zu tun haben. Ich war so wütend. Dann wurde mir bewusst: Es war der Versuch, mich erneut ins Exil zu schicken. Genau das wollte ich nicht mehr, und deshalb machte ich mich auf den Weg in mein Dorf und zum Grab meines Vaters. Seinen Tod hat die türkische Justiz zu verantworten. Heute, nach drei Wochen ist die Wut weg. Mit dieser Reise steht fest: Ins politische oder seelische Exil lasse ich mich nicht mehr schicken.

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