Verbesserungen für die Christen in der Türkei / VON THOMAS SEIBERT

Die griechisch-orthodoxen Christen in der Türkei sind in Festtagslaune. Grund sind ein halbverfallenes Gebäude auf einer Insel bei Istanbul und ein Katastereintrag – auf den ersten Blick keine besonders prächtigen oder sensationellen Geschenke, aber für die orthodoxen Christen stehen sie für einen wichtigen Durchbruch.

Nach einem Rechtsstreit, der fast ein halbes Jahrhundert dauerte, erhielt das orthodoxe Patriarchat in Istanbul von den türkischen Behörden das Gebäude eines Waisenhauses auf der Insel Büyükada bei Istanbul zurück. Das Patriarchat selbst wurde als Besitzer ins Kataster eingetragen, die Angelegenheit könnte zum Präzedenzfall für andere Rückforderungen werden. Die türkischen Christen freuen sich – auch sonst war 2010 ein gutes Jahr für sie.

Dass die Kirche bis zum Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg gehen musste, um sich ihr vom türkischen Staat beschlagnahmtes Waisenhaus zurückzuholen, sagt einiges über die immer noch bestehenden rechtlichen Probleme der Christen in der Türkei, geprägt von der Furcht des Staates vor der Religion. Im Fall des Islam befürchten Justiz, Armee und Bürokratie den Durchmarsch der Fundamentalisten. Im Fall der Christen wird der Staat von der Angst getrieben, die Nicht-Muslime seien womöglich Agenten feindlicher Mächte wie Griechenland und Armenien, auch wenn sie nur kleine Minderheiten bilden. Alle Konfessionen zusammengenommen, kommen die Christen in der Türkei auf lediglich etwa 100 000 Menschen.

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