Nach Wulff

Deutschland hat eine politische Krise erlebt, die mit dem Rücktritt Wulffs beendet wurde. Wenn genügend Zeit vergangen ist, werden die Rücktrittsdiskussionen sicher mit mehr gesundem Menschenverstand geführt werden. Die türkische Gesellschaft empfindet aber, dass nicht nur der Bundespräsident der Mehrheit zurückgetreten ist, sondern auch ihrer. Wulff genoss große Sympathien unter den Türken, weil er sich nicht nur positiv zu den Türken geäußert hat, sondern auch erklärt hat, dass der Islam nach Deutschland gehört. Wobei es natürlich auch unter den Migranten welche gab, die einen Rücktritt Wulffs befürwortet haben. Aber Wulff hat in jeder Hinsicht die Erwartungen der Migranten an den nächsten Bundespräsidenten Deutschlands erhöht.

Diese Tradition muss weitergeführt werden

Jetzt wird ein neuer Bundespräsidentenkandidat bestimmt. Die ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und Christian Wulff haben alle Schichten der Gesellschaft angesprochen, Deutschland braucht erneut einen Bundespräsidenten mit solch einem Profil. Das Staatsoberhaupt muss mehr erfüllen als politische Erwartungen und  Kalkül. Das Präsidentenamt muss mit einem Namen besetzt werden, der von jedem anerkannt und respektiert wird. Es ist natürlich, dass vorausgesetzt wird, dass der neue Bundespräsident die Tradition von Toleranz und Implikation fortsetzt, die mit Rau begann. Das Gefühl der Zugehörigkeit kann nicht nur mit Daten und Fakten erreicht werden. Es braucht eine emotionale Basis, damit sich jeder im Land mit dem Staat verbunden fühlen kann. Das einzige Amt, das diesen emotionalen Bund aufbauen kann ist das Bundespräsidentenamt.

Diesmal reden wir mit

Im Grunde genommen hat der Zeitraum vom Rücktritt des ehemaligen, bis zur Wahl des neuen Bundespräsidenten auch Vorteile aus Sicht der türkischen Gemeinde. Die Türken nahmen aktiv an den Diskussionen bis zu Wulffs Rücktritt teil. Es gab welche, die sagten „Wulff muss zurücktreten“ und andere, die sagten: „er darf nicht zurücktreten“. Diese Diskussionen spiegelten sich auf den Seiten unserer Zeitung und unter www.sabah.de wieder. Es ist erfreulich, dass die Türken bei solch einem wichtigen politischen Thema nicht unbeteiligt waren. Es steht fest, dass das Interesse an der Politik auch nach der Wahl des neuen Bundespräsidenten anhalten wird. Vielleicht findet der abstrakte Prozess Integration doch seinen Weg ohne das wir es merken.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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