Junge Frauen in den Medien
Gizem Dakmaz
Wir leben in einer Zeit, in der die Medien in unserer Gesellschaft eine herausragende Rolle einnehmen. Wenn wir den Fernseher einschalten, werden wir von anzüglicher Werbung überflutet, welche uns Einblick in die Sexualität eines vollkommen fremden Menschen gibt. Die Werbung nimmt in unserer Gesellschaft eine dominante Rolle ein: Sie schafft Bilder, transportiert Botschaften, beeinflusst Vorstellungen – effektiver und eindringlicher als andere Medien, denn Werbung ist plakativ und allgegenwärtig.
„Männer handeln – Frauen kommen vor“ hieß eine mehr als 25 Jahre alte Studie zur Darstellung der Frau im Fernsehen. Frauen nehmen zunehmend „verantwortungsvolle“ Positionen vor und hinter der Kamera ein. Trotzdem ist ihre Darstellung in den Medien häufig nicht angemessen. Der Slogan „Sex sells“ – ein Schlagwort, das sich nicht zuletzt in den Massenmedien bewahrheitet. Waren es in den 50er Jahren noch züchtig bekleidete Damen, die im Fernsehen und auf der Leinwand für Artikel des täglichen Lebens wie zum Beispiel Waschpulver warben, so scheut sich heute niemand mehr, Damen in Unterwäsche zu präsentieren, die für Hautcreme werben.
Nicht nur in der Werbung, sondern auch in Musikvideos wird unterschwellig vermittelt, Frauen seien Besitz oder Beute eines Mannes oder es werden Assoziationen im Bereich Gewalt ausgelöst. Weibliche Sexualität wird vermarktet. Die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen wird signalisiert. Mittels Bildern oder Texten werden extreme Schönheits- oder Schlankheitsnormen propagiert. Die Sexualität wird offen präsentiert. Abgebildete Frauen oder die Art ihrer Darstellung haben keinen Zusammenhang zum angepriesenen Produkt. Frauen (oder Teile ihres Körpers) werden als reiner Blickfang oder als Dekoration verwendet, Frauen werden in Bild oder Text auf bestimmte Rollen (z. B. Verführerin, Luxusgeschöpf) oder auf bestimmte Eigenschaften (z. B. dumm, dienend, passiv) reduziert.
Doch was sind die Folgen einer immer sexualorientierter werdenden Gesellschaft?
Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten, da noch nie vorher ein derartig hohes Level an sexuellen Reizen vorhanden war, wie heute. Wir wachsen in einer Welt auf, welche uns feste Mode- und Figurideale vorgibt. Schon früh werden Frauen auf „90 – 60 – 90“ geprägt, und was die Natur nicht schafft, muss halt das Silikon übernehmen.
Gesellschaftsgemachte Krankheiten wie Magersucht greifen um sich und immer mehr Männer spritzen sich Amphetamine in die Adern, um auszusehen, wie der muskulöse Sunnyboy.
Alev Bahadir aus Mannheim, 21 Jahre alt, Ethnologie-Studentin
Ich finde es erschreckend, was für eine Rolle die Frau in den Medien spielt. Genau genommen gibt es nur zwei Frauentypen in den Medien. Der eine Typ ist der, der perfekten Hausfrau und Mutter. Sie steht hinter dem Herd, kocht essen und wirbt dabei für Spülmittel oder so was. Der andere Typ ist der, des Sexobjektes. Das hübsche Dummchen, das eigentlich nur für einen Zweck gut ist: Die Fantasien und Gelüste der Männer zu befriedigen. Macht man heutzutage den Fernseher an, wird man überschwemmt von einer Flut aus halbnackten, jungen und schönen Frauen. Irgendetwas, was nicht den Schönheitsidealen unserer Gesellschaft entspricht, zeigt man entweder erst gar nicht, zieht es durch den Kakao oder verwandelt das „hässliche Entlein“ in den schönen Schwan. Wenn man dann mal doch eine erfolgreiche, selbstbewusste Frau im Fernsehen sieht, ist sie meistens kalt wie ein Eiswürfel und benimmt sich wie ein Monster. Ich finde es nicht in Ordnung, dass Frauen und ihre Körper für die Interessen der Werbe- oder Musikindustrie eingesetzt werden. Selbst junge Schauspielerinnen und Sängerinnen müssen sich meistens sexy und verrucht zeigen, wenn sie berühmt werden wollen. Ich finde es schrecklich, dass gerade junge Mädchen das sehen und als Vorbild nehmen.
Baran Kiraz aus Frankfurt, 21 Jahre, Wirtschafts-Student
Ich finde, dass die Frau als ein Sexobjekt in den Medien dargestellt wird. Es gilt zwar allgemein in unserer heutigen Medienkultur, das sich Nacktsein besser verkauft, jedoch ist es bei Frauen extremer. Zum Beispiel ist es so, dass man in Haushaltswerbungen nur Frauen nimmt, während Männer nahezu immer in Autowerbungen erscheinen. Wird für einen Familienwagen geworben, sitzt nie die Mutter am Steuer, sie sitzt brav auf dem Beifahrersitz. Die Medien nutzten die bestehenden Klischees und die Frau hat nie die Chance aus ihrer Rolle als Beifahrerin rauszukommen. Ich höre gerne die Musik von Alicia Keys. Am Anfang ihrer Karriere hat ihr Aussehen keine so große Rolle gespielt, die Musik stand im Vordergrund. Heute zieht sie sich in ihren Videos knapper an. Ich finde es traurig, dass Frauen nur auf ihr Aussehen reduziert werden und dass es nicht mehr auf den Menschen an sich und sein Talent geht.
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