“Nichts fällt vom Himmel”
In Dortmund diskutierten Gewerkschaft und Migrantinnen über die Arbeitsbedingungen in der Pflege.
Ca 60 Frauen– überwiegend Migrantinnen – diskutierten auf der gemeinsamen Veranstaltung der ver.di und des Bundesverbandes der Migrantinnen in den Räumen des Neuen Rathauses in Dortmund über die Arbeitsbedingungen in der Pflege. Es war die erste gemeinsame Veranstaltung der beiden Kooperationspartner, die gleichzeitig den Auftakt für eine weitere enge Zusammenarbeit stellte. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Erika Wehde, Vorsitzende des ver.di Bezirks Dortmund und Reyhan Güntürk von der Migrations- und Integrationsagentur der Stadt Dortmund.
Unter der Moderation von Margret Steffens, ver.di Bundesverwaltung und Gülcan Turan, BV der Migrantinnen, wurden in einem regelmäßigen Dialog zwischen dem Podium und der Teilnehmerinnen über unterschiedliche Fragen zum Pflegebereich diskutiert. Ellen Paschke, Bundesvorstandsmitglied der ver.di und Sidar Demirdögen, Vorsitzende des Bundesverbandes der Migrantinnen, verdeutlichten n ihren Beiträgen, dass der Niedriglohnsektor auf Kosten sozialversicherungspflichtiger Voll- und Teilzeitbeschäftigung immer weiter ausgeweitet wurde.
Frauen arbeiten überwiegend im Einzelhandel, in der Reinigung, im Erziehungs- und Pflegebereich. Gerade im letzteren stellen Frauen bis zu 85% an der Beschäftigten dar. Paschke als auch Demirdögen forderten gleichermaßen die Forderung nach einem Mindestlohn, von der Frau und Mann leben kann, mehr Personal und das Ende von unsicheren Arbeitsbedingungen.
Viele Frauen ergriffen in der gemeinsamen Diskussion das Mikrofon und berichteten von ihren konkreten Arbeitsbedingungen. Die in der Pflege tätigen Frauen berichteten nacheinander aus ihren Einrichtungen. Unter anderem schilderten sie folgende Probleme: Auffällig war, dass viele in der Pflege tätigen Frauen unter den anwesenden Teilnehmerinnen waren, die nacheinander aus ihren Einrichtungen erzählten: Arbeits- und Zeitdruck durch fehlendes Personal, geringe Löhne, Springer-Einsätze, durch die Frauen immer wieder bei Personalenge vom Arbeitgeber “spontan” und “flexibel” eingesetzt werden. Die hohe Belastung, die Frauen in der Pflege ausgesetzt sind, machte sich in vielen Redebeiträgen spürbar. “Nach der Arbeit bin ich so erschöpft, ich habe einfach keine Kraft mehr. Doch ich muss, denn meine Arbeit geht auch zu Hause weiter”, so eine von vielen ähnlichen Berichten, die an diesem Nachmittag zu Wort kamen.
Die Veranstaltung zeigte die unterschiedlichen Aspekte und Probleme des Pflegebereichs auf. Neben den Arbeitsbedingungen, den Gründen für den schwachen Organisationsgrad der Gewerkschaften und Betriebsräten in diesem Bereich, wurde auch kritisch über die Privatisierungswelle in der Pflege gesprochen, als auch über Frauenarbeit und traditionelle Frauenrollen in der Arbeit. Trotz der vielen Probleme, denen Frauen in der Pflege ausgesetzt werden, eine klare Antwort einigte alle Teilnehmerinnen: “Es geht kein Weg vorbei, als uns zu organisieren”
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