Zschäpe: Mittäterin an allen Taten der NSU!
Am zweiten NSU-Prozesstag vor dem Oberlandesgericht in München wurde die Anklageschrift verlesen.
Am Vormittag hatten die Verteidiger von Zschäpe und ihrem Mitangeklagten versucht den Verhandlungstag mit verschiedenen Anträgen in die Länge zu ziehen. Nach der Mittagspause kam der Oberstaatsanwalt Herbert Diemer dazu, die 35 Seiten lange Anklageschrift zu verlesen. Demnach wird Beate Zschäpe Mittäterschaft bei sämtlichen Taten der Terrorzelle ”Nationalsozialistischer Untergrund“ vorgeworfen. Das heißt, Zschäpe ist gemeinsam mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos an den zehn Morden beteiligt und für sie verantwortlich, so dass sie auch für sie zur Rechenschaft gezogen werden kann.
Sie soll an der Planung und Vorbereitung der Taten beteiligt gewesen sein. Es war ihre Aufgabe die Reisebewegungen von Böhnhardt und Mundlos während der Tatausführung abzutarnen und ihnen einen sicheren Rückzugsort zu organisieren. Zschäpe war mehrmals an Böhnhardts Seite als er Wohnwagen für die Taten anmietete und sie soll auch bei der Beschaffung von Waffen beteiligt gewesen sein. Bundesstaatsanwalt Diemer: „Als Gründungsmitglied einer Kerngruppe, die ihre nationalsozialistisch geprägten, rassistischen Vorstellungen unterschiedslos teilte und deren einzige Zweckbestimmung die Tötung von Menschen war, wusste die Angeklagte dies und wollte auch in jedem Einzelfall den Erfolg.“
In der Anklageschrift heißt es zum Konzept der NSU: „Menschen südeuropäischer, vornehmlich türkischer Herkunft, sollten willkürlich ausgewählt und durch hinrichtungsgleicher Erschießung getötet werden“. Der Bundesstaatsanwalt beschrieb detailliert alle zehn Morde.
Außerdem wirft die Anklage Zschäpe Beteiligung bei zwei Sprengstoffanschlägen in Köln vor, bei denen mindestens 23 Menschen schwer verletzt wurden. Zudem wird sie ebenfalls für einen Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn verantwortlich gemacht, bei der die Beamtin Kiesewetter starb.
Zu den Morden kommen 15 Banküberfälle und die Wohnung, die sie zur Vernichtung der Beweismittel in die Luft jagte. Zschäpe verfolgte die Lesung der Anklageschrift emotionslos und zeigte in den 70 Minuten keine Regung.
Dem Angeklagten Andre E. wird Unterstützung in Form von Anmietung von Wohnwagen, die zu Fahrten an Tatorte genutzt wurden, vorgeworfen. Holger G. wird wegen Beschaffung von falschen Identitätsunterlagen wie Pässe und Ausweise zur Rechenschaft gezogen. Carsten S. soll die Tatwaffe der Marke Ceska organisiert haben. Diesen beiden wird Beihilfe zum Mord in 9 Fällen vorgeworfen.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.