Was weiß dieser V-Mann?

Halit Yozgat wurde vor den Augen eines V-Mannes erschossen, der nichts gesehen hat.

Am 6. April 2006 kommt der V-Mann Andreas T. kurz nach Dienstschluss in ein Internetcafé in der Holländischen Straße 86 in Kassel. Um 16.51 Uhr setzt er sich ins den hinteren Teil des Cafés und loggt sich unter seinem Pseudonym “wildman70“ in einem Partnerportal ein, um mit Frauen zu flirten, wie er das bereits seit mehreren Jahren macht. Daheim sitzt seine hochschwangere Frau und wartet auf ihren Ehemann. Um 17.02 loggt sich Andreas T. aus und geht nach vorne um zu bezahlen. Angeblich hat er den Besitzer nicht angetroffen, ihn vor der Tür gesucht, ist dann wieder reingegangen und hat  50 Cent auf den Tresen gelegt. Um 17.03 Uhr findet Ismail Yozgat seinen toten Sohn Halit Yozgat, den Besitzer des Internetcafés, das Andreas T. Sekunden vorher verlassen hat.

Halit Yozgat ist das letzte Opfer der rechtsradikalen NSU-Terroristen, die insgesamt acht Türken, einen Griechen und eine Polizistin erschossen haben. Am Dienstag hat Andreas T. vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages ausgesagt. Allerdings hat er keine Antworten gegeben, sondern noch mehr Fragen aufgeworfen. Warum er sich nicht nach der Tat als Zeuge gemeldet hat, will man wissen? Daraufhin beharrt Andreas T. auf seiner ersten Aussage, dass er weder etwas gehört noch gesehen hat. Das glauben ihm die erfahrenen Ermittler allerdings nicht. War es Zufall, dass er zur Tatzeit im Internetcafé war? Kurz vor der Tat mit einem Informanten aus dem rechtsextremen Milieu telefonierte? Was bedeutet es, dass ein Verfassungsschützer in diese brenzlige Situation geraten ist? Was ist an den Aussagen daran, dass Andreas T. eine rechtsradikale Vergangenheit hat? Wie passt es zusammen, dass in seinem Elternhaus rechtsextreme Propagandamittel wie Hitlers Buch “Mein Kampf“ gefunden wurden? Und stimmt es, dass der Sportschütze legal mehrere Waffen besitzt?

Zwei Wochen nach der Tat wurde Andreas T. ausfindig gemacht und gegen ihn wurde eine Ermittlung eingeleitet, die nur dazu führte, dass er vom Dienst suspendiert wurde. Einer seiner Informanten sagte bereits damals aus, dass er sich vier Tage nach dem Mord mit Andreas T. getroffen hat. Beim Gespräch über die Tat soll der V-Mann extrem nervös gewesen sein und gestottert haben. Andreas T. kann sich nicht daran erinnern, will dem aber auch nicht widersprechen.

Andreas T. wurde vier Stunden verhört und musste immer wieder an seine Wahrheitspflicht erinnert werden. Er gab lediglich zu, dass es ein Fehler war nicht direkt zur Polizei gegangen zu sein und sagte: „Es gibt so viele Zufälle, die meine Schilderung so unglaubwürdig erscheinen lassen, aber es sind Zufälle. Und es belastet mich, weil ich weiß, wie es aussehen muss, wenn man als Dritter drauf schaut.“ Am Ende kommen die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss zu dem gleichen Ergebnis wie die Bundesanwaltschaft: T. hat nichts mit der Tat zu tun. Was übrig bleibt ist jedoch ein fader Beigeschmack.

Wie bekannt wurde, haben die Terroristen vor dem Mord an Halit Yozgat genaue Skizzen zu der Tat vorbereitet. SABAH hat bereits in der Ausgabe vom 15. August 2012 berichtet, dass die Täter penibel Notizen erstellt haben, bevor sie Ismail Yaşar ermordeten. In dem Artikel steht auch, dass die Täter erst nach Braunschweig gefahren sind und als ihr Plan hier nicht funktionierte sind sie nach Dortmund gefahren. Dort haben sie Mehmet Kubaşık ermordet und auf der Heimreise Ismail Yozgat erschossen.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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