Verantwortliche für die “Vermisst“-Kampagne werden vermisst!
Das deutsche Innenministerium hat heute erklärt, dass die islamischen Dachverbände über die “Vermisst“-Kampagne informiert wurden und die Inhalte sowie die Gestaltung der Plakate mit ihnen abgestimmt wurde.
Ein Sprecher des Innenministeriums hat die Fragen von SABAH beantwortet und erklärt: „Natürlich wurde diese Plakatkampagne mit allen Islamverbänden, die an der “Initiative Sicherheitspartnerschaft“ involviert sind, besprochen und abgestimmt.“ Der Sprecher weiter: „Die Vorwürfe, dass die Islamverbände nicht über die Gestaltung der Kampagne involviert gewesen sind, sind für uns unverständlich!“
“Plakate zugeschickt“
In der Erklärung heißt es, dass bei der Präsentation der Kampagne am 16. Mai 2012 die Werbeagentur, die für das Konzept verantwortlich ist, auch die Islamverbände eingeladen hat und: „Nach der Präsentation wurden die Konzepte diskutiert. Außerdem wurde ein ausführliches Besprechungsprotokoll geschrieben und an alle Verbände geschickt. In dem Protokoll wurden die “Vermisst“-Anzeigen und der Kampagnenumfang noch einmal beschrieben. Danach wurden an den Plakaten keine nennenswerten Änderungen vorgenommen. Nur die Layoutbilder wurden durch echte Aufnahmen ersetzt. Und der Text wurde nach den Vorschlägen der Islamverbände angepasst.“
“Zustimmung aus allen Seiten“
Am 21. August wurden die Plakate in ihrer endgültigen Form den Islamverbänden in einem Meeting vorgestellt, so die Erklärung und: „Die Plakate wurden von allen Teilnehmern des Meetings ohne Einwände als positiv bewertet.“ Der Sprecher widerspricht dem Vorwurf, dass die Plakate bereits im März 2012 den Verbänden vorgestellt wurden: „Zu diesem Zeitpunkt wurde in einem Symposium des Innenministeriums Mittels der Presse die Möglichkeiten zur Verhinderung von Radikalisierungen besprochen. Die Plakate waren nicht Thema.“
DITIB widerspricht diesen Erklärungen des Innenministeriums:
„Wir haben die Plakatkampagne nicht freigegeben“
Wir haben den DITIB Vorsitzenden Prof. Ali Dere mit den Erklärungen des Innenministeriums konfrontiert. Dere sagt, dass bei dem Meeting am 21. August die Plakatkampagne nicht Hauptthema war und fragt: „In welchem Zusammenhang haben sie diese Menschen zu diesem Meeting eingeladen?“ Die Plakate sind in dieser Form niemals von den Islamverbänden freigegeben worden, so Prof. Dere und: „Am 21. August war ein Meeting zu einem anderen Thema. Ein Meeting mit einem Tagespunkt. Ein Vertreter von uns hat daran teilgenommen und seinen Beitrag geleistet. Dies kann bewiesen werden. Dort haben sie auch die Plakate gezeigt. Das macht das Innenministerium dauernd. Obwohl es nicht Thema ist, geben sie kurz eine Information und sehen die Sache als erledigt. Dann behaupten sie, dass sie informiert haben. Meine Frage ist: Gehen wir davon aus, dass in diesem Meeting der Text abgestimmt wurde. Wie viele Tage braucht man, um einen Text, den man heute freigegeben hat freizustellen und weiterzuleiten? Sagen wir, sie haben gedacht: “Wird schon Zustimmung geben“ – wenn man am 21. über diese Plakate geredet und sie freigegeben hat, wie können zeitgleich Broschüren fertig gedruckt in den unterschiedlichen Städten verteilt vorliegen? Sie haben über fertige Arbeiten informiert. Wie könnten die Anzeigen sonst innerhalb von 1 oder 2 Tagen in Hamburg an den Plakatwänden hängen? Wann wurden sie gestaltet und fertiggestellt? Braucht man dafür keine Vorlaufzeit? Sogar hier gibt es doch einen Widerspruch. Alles wurde fertiggestellt, ohne sie vorher und nachher abzustimmen.“
Trotz der Kritik von allen Seiten, hat das Innenministerium erklärt, die Plakatkampagne nicht zurückzuziehen. “Wir stehen hinter dieser Kampagne und hinter der Initiative Sicherheitspartnerschaft“, so der Sprecher des Innenministeriums und: „Wir möchten betonen, dass wir immer noch offen für Zusammenarbeit und Zusammentreffen sind. Wir erhoffen uns eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Verbänden.“ Das Ministerium lehnt den Vorwurf ab, dass die Kampagne Muslime unter Generalverdacht stellt und Vorurteile bestätigt. Das Innenministerium erklärt: „Die Kampagne zeigt nicht nur Muslime mit Migrationshintergrund, sondern auch Deutsche, die zum Islam gewechselt sind. Dieses Problem, das mit der besagten Kampagne bekannt gemacht werden soll, ist ein Problem, das die gesamte Gesellschaft betrifft.“ Weiter wird erklärt: „Ziel der Kampagne ist es, die Bekanntmachung des Beratungszentrums zur Hilfe gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher. Die Kampagne ist auf türkisch und arabisch, um die Beratungshotline auch bei den muslimischen Bürgern vorzustellen“. Das Ministerium ging nicht darauf ein, dass die Kampagne nur Muslime als Zielgruppe hat.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.