Sorgerechtsstreit zwischen der Türkei und Deutschland
Die Hilferufe einer verzweifelten Mutter wurden von den türkischen Behörden erhört. K.B. bat den stellvertretenden Ministerpräsidenten Bekir Bozdag ihr ihren Sohn wiederzubringen. Das Justizministerium hat im Auftrag Bozdags eine juristische und diplomatische Offensive gestartet, damit die junge Mutter das Sorgerecht für ihren Jungen bekommt.
S.H. ist eines von den 4.000 türkischen Kindern, die das Jugendamt von ihren Familien weggenommen hat, genauso wie seine Mutter K.B. als Kind auch. Die junge Frau wurde in jungen Jahren von einem Cousin vergewaltigt und kam daraufhin unter die Obhut des Jugendamtes. Jahrelang führte sie ein Leben zwischen Pflegefamilien und ihren Eltern. Mit 14 Jahren fing sie an in einem Mädchenheim zu wohnen. Doch auf Druck ihrer Eltern heiratete sie mit 17 Jahren in einer religiösen Trauung und wurde schwanger. Während ihrer Schwangerschaft nahm sie an einer Bildungsreise des Jugendamtes nach Antalya teil. Dort lernte sie einen tunesischen Geschäftsmann kennen und verliebte sich in ihn. Nach der Geburt ihres Sohnes trennte sie sich von dem Vater und heiratete den jungen Tunesier. Der Vater des Kindes wandte sich an das Jugendamt und informierte sie über die neuesten Entwicklungen im Leben der Frau. Das Amt nahm ihr ihren sechs Monate alten Sohn weg mit der Begründung: „Bringe erst dein Leben in Ordnung. Absolviere die Programme, die für dich entwickelt wurden. Dann kannst Du deinen Sohn wiederhaben!“
Innerhalb eines Jahres hatte die junge Frau ihr Leben geregelt. Zusammen mit ihrem Mann hat sie einen Bauernhof gekauft und ihr monatliches Einkommen auf 15.000 Lira (ca. 7.500 Euro) gesteigert. Sie meldete sich beim Jugendamt und wollte ihren Sohn zurück. Doch all ihre Anträge wurden acht Jahrelang aus verschiedensten Gründen abgelehnt. Zuletzt hieß es: „Es ist nicht gesund, wenn der Junge in der Türkei aufwächst. Er sei nun acht Jahre alt und sagt zu ihnen (den Pflegeeltern) Mama und Papa. Wir wollen ihn nicht aus seiner gewohnten Umgebung reißen!“
Letzte Woche hat sich die Frau an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Bekir Bozdag gewandt, der auch für die Türken im Ausland zuständig ist. Bozdag hörte der Mutter zu und gab dann den Fall an das Justizministerium weiter. Alle zuständigen Behörden in der Türkei setzten sich mit der Mutter zusammen und entwickelten einen Untersuchungsbericht. Nachdem das türkische Justizministerium die Akte erstellt hatte, wurde unter der Aufsicht des deutschen Justizministeriums eine Initiative gestartet. Jedes Kind hat das Recht bei seinen leiblichen Eltern aufzuwachsen, erklären die Zuständigen des Justizministeriums und betonen, dass sie im Rahmen der internationalen Vereinbarungen dafür sorgen werden, dass das Kind seiner Mutter zurückgeben wird.
Die Mutter K.B. zu SABAH: „Mein Sohn ist jetzt acht Jahre alt. Er sagt zu ihnen Mutter und Vater. Sie haben seinen Nachnamen, seine Religion, alles geändert. Er wächst als Christ auf. Sie zwingen mich, mein Kind zur Adoption frei zugeben“. Weiter erzählt sie, dass sie drei weitere Kinder hat und sie alle eine gute Bildung erhalten. Mit ihrem Mann zusammen habe sie einen Bauernhof und verdienen 15.000 Lira im Monat, wie sie es auch belegt hat. Ihr einziger Wunsch ist es, ihr Kind wiederzubekommen und bemerkt, dass der leibliche Vater des Kindes in Deutschland lebt und seinen Sohn sehr selten besucht.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.