Schafft sich Deutschland ab?

Schon bevor das Buch von Thilo Sarrazin mit dem Titel „Deutschland schafft sich ab“  auf dem Markt erschien, hatte es bereits Einfluss auf die politische Tagesordnung genommen. Die wichtigsten Medienorgane des Landes wie die Bild-Zeitung und der Spiegel hatten im Vorfeld Auszüge aus dem Buch veröffentlicht und dadurch die Bevölkerung auf die „große Gefahr“ aufmerksam gemacht. Durch eine solche breite PR-Arbeit, wie sie kein Buchautor zuvor genoss, ist Sarrazin zum Volksheld geworden. Das Buch Sarrazins hat in den Medien eine solche Wirkung  ausgelöst, dass sich alle Zeitungen vorstellen konnten, dass eine Partei mit Sarrazins Ideen ohne weiteres die 20 Prozent-Hürde erreichen würde. Hauptbotschaft der Zeitungen war, dass die konservativen Parteien mit ihrem Programm dem Wähleranspruch nicht gerecht werden konnten. So wurden durch Sarrazin die  „jahrelang verborgenen Wahrheiten“  ans Tageslicht gebracht und Deutschland konnte endlich seinen Helden umarmen. Aussagen über Migranten gerieten auf einmal aus dem Gleichgewicht. Manipulierte Studien über Türken und den Islam  wurden durch  die „hoch angesehenen“ Medienorgane des Landes der deutschen Bevölkerung vor die Nase gehalten.

Grenzen überschritten

Sarazins Aussagen hatten längst die Grenzen überschritten. Die deutsche Bevölkerung konnte dies jedoch erst wahrnehmen, als er auch gegen die Juden vorging. Der Film riss sodann ab. Sarrazin musste von seinem Amt als Vorstandsmitglied der Bundesbank zurücktreten. Die SPD forderte ihn zum freiwilligen Austritt aus der Partei auf. Für diesen Schritt hat sich der SPD-Vorstand hinterher fast entschuldigt und gegenüber den Migranten Stellung genommen. Bei dieser 180-Grad-Wende hat allerdings SPD-Chef Sigmar Gabriel für große Enttäuschung gesorgt. Bei seinem Amtsantritt als SPD-Chef hatte er fast alle türkischen Institutionen in Deutschland persönlich besucht und zugesichert, dass er in der Politik die Migranten würdig vertreten würde. Gabriel war jedoch unter den ersten Politikern des Landes, der sich aus dem populistischen Klima durch Sarrazin Vorteile zu verschaffen versuchte. Man muss kein grosser Politikwissenschaftler sein, um prophezeien zu können, dass dieses Verhalten Sigmar Gabriels politischer Zukunft schaden wird.

Angela Merkel hat sich ebenfalls dem Sarrazin Rausch angeschlossen. Anfangs hatte sie gegen Sarrazin Stellung genommen, aber später konnte sie ihre Haltung nicht mehr bewahren. So musste sie ihrer Partei gerecht werden, die immer schon einen härteren Gang gegenüber Migranten gefordert hatte. In ihrer Rede in Mainz setzte sie mit folgenden Worten: “”Integration heißt die Aufgabe der Zukunft” ein deutliches Signal für eine strengere Haltung. So konnte sie das CDU-Wählerpotential, das das Land durch Sarrazins Worte in Gefahr sah, etwas beruhigen.  Dass Merkel und Gabriel sich grosse Sorgen um eine mögliche Sarrazin-Partei machen, ist nicht akzeptabel, jedoch verständlich. Was jedoch weder zu verstehen noch zu akzeptieren ist, ist die  Haltung der hoch angesehenen deutschen Medien die unbekümmert chauvinistische Aussagen verbreitet.  Gesellschaftliche Spaltung und Druckausübung gegen eine bestimmte Gruppe, die sich nicht wehren kann, beweist demokratische Schwäche. Deutschland hatte sich früher schon mit dem Verhalten, das zum zweiten Weltkrieg führte, “so abgeschafft”!

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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