SABAH – Wir klagen an!
SABAH Europa hat eine Klage gegen die Entscheidung des Oberlandesgerichtes in München, die türkische Presse nicht zum NSU-Prozess zuzulassen, eingereicht. Wie auch die anderen türkischen Medien hat SABAH keinen Presseplatz im Gerichtssaal bekommen. Nun hat die Zeitung den berühmten Medienrechtler Prof. Ralf Höcker beauftragt, gegen diesen Ausschuss und auf eine Zulassung zum Prozess zu klagen. Das Bundesverfassungsgericht hat den Eingang des entsprechenden Eilantrages bestätigt und erklärt, dass Karlsruhe noch vor dem Beginn des Strafverfahrens darüber entscheiden wird.
„Ausländische Medien im Allgemeinen und mein Mandaten im Besonderen hatten eben nicht die gleichen Chancen, sich für das Verfahren zu akkreditieren,“ erklärt der Anwalt und sagt, dass das ”Windhundprinzip“ in einem solchen Verfahren als alleiniges Auswahlkriterium ungeeignet ist.
Sollte SABAH durch diese historische Klage vor Gericht einen Platz für den NSU-Prozess erstreiten, würde das Urteil auch den Weg für die anderen türkischen Medien freimachen.
Die Entscheidung von SABAH Europa, gegen das Akkreditierungsverfahren des Gerichtes zu klagen, bestimmte bundesweit die Schlagzeilen. Während die auflagenstärksten Zeitungen und beliebtesten Onlineausgaben über die Klage von SABAH berichteten, erklärten Juristen und Anwälte, dass SABAH gute Chancen hat, vor Gericht zu siegen.
Den türkischen Medien wurde vorgeworfen, sich nicht rechtzeitig um ihre Akkreditierungen gekümmert zu haben. Doch wie nun bekannt wurde, haben türkische Journalisten immer wieder nach der Anmeldefrist gefragt. Der erste von ihnen hat sich fünf Stunden nach Akkreditierungsbeginn für einen Platz angemeldet, hat aber keinen bekommen. Das Anmeldeverfahren für Journalisten ist immer noch nicht nachvollziehbar transparent.
Auch der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslıoğlu, hat keinen Platz im Gerichtssaal bekommen. Als Vertreter der Türkei und den Türken in Deutschland wäre es eine respektvolle Geste gewesen, dem Botschafter einen Platz zu reservieren. Karslıoğlu erklärte: „Dass ich mit den Opferfamilien da sein werde und sie bei ihrem schweren Gang begleite, ist selbstverständlich. Es ist meine Aufgabe und natürlich meine Pflicht.“
Seit dem 4. November 2011, der Tag an dem die NSU-Terroristen aufflogen und ihre schrecklichen Taten bekannt wurden, berichten SABAH Europa Journalisten mit Herzblut und Leidenschaft über diesen Fall. Unter den 10 Opfern der rassistischen Terrorzelle waren 8 Türken, 8 unschuldige Menschen, die aufgrund ihrer Rasse ermordet wurden.
SABAH hat nicht nur Agenturmeldungen weitergegeben, sondern recherchiert, hinterfragt und mit Exklusivnachrichten auf Unstimmigkeiten und Fehler in den Ermittlungen hingewiesen. Die SABAH Artikel über die NSU-Terrorserie werden nicht nur von Menschen in Deutschland und Europa gelesen, die Artikel wurden auch in SABAH Türkei abgedruckt, eine der größten Zeitungen des Landes.
Die Meinung der SABAH Redaktion:
”RESPEKT VOR UNSEREN LESERN“
MIKDAT KARAALIOĞLU:
Das die türkischen Medien bei diesem Prozess ihre journalistische Aufgabe erfüllen müssen, wird auch von der deutschen Öffentlichkeit unterstützt. Hätte das Gericht bloss diesen “technischen“ Fehler voraussehen können. SABAH hat gemerkt, dass dieses Problem nicht nur mit dem Mitgefühl der Öffentlichkeit gelöst werden kann und hat sich für den rechtlichen Weg entschieden. Aus Respekt vor unseren Lesern und unserem Beruf, erfüllen wir unsere Aufgabe.
“INAKZEPTABEL!“
ISMAIL EREL:
Es ist inakzeptabel, dass bei einem Prozess, in der die Verantwortlichen für den Mord an acht Türken zur Rechenschaft gezogen werden, die türkischen Medien nicht anwesend sind. SABAH klagt für die Pressefreiheit und neben den türkischen auch für alle anderen ausgeschlossenen Medien.
”Unser Recht“
ERDAL PEKTAŞ
Die türkischen Medien haben mehr Recht diesem Verfahren beizuwohnen als deutsche. Jahrelang haben wir Nachrichten gebracht, damit diese Mordserie aufgeklärt wird. Wir waren bei den Hinterbliebenen an ihren schlimmsten und traurigsten Tagen.
“Quote wäre Bedingung gewesen“
CEMIL ALBAY
Das Gericht hätte bei der Akkreditierung ein anderes Verfahren anwenden müssen. Das ein Auswahlsystem mit dem wir unter unseren Lesern Konzertkarten verteilen, uns bei einem historischen Prozess als “wer sich zuerst meldet, bekommt einen Platz“-Prinzip wieder begegnet, hat uns sehr überrascht. Die Zahl der türkischen Zeitungen und Nachrichtenagenturen in Deutschland ist bekannt. Man hätte dementsprechend Plätze für sie reservieren können.
”MAN HÄTTE DAS PROBLEM LÖSEN MÜSSEN“
AYLA PALA:
Offen gesagt, ist es nicht hinnehmbar, dass die türkischen Medien so einen wichtigen Prozess nicht aus nächster Nähe beobachten können. Es war nicht nötig, dass wir unsere Informationsfreiheit auf diesem Weg suchen müssen. Das Gericht hätte das Problem lösen können bevor es so weit kommt.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.
Liebe Karin,
wie auch in dem Artikel beschrieben wird, hat sich die türkische Presse rechtzeitig gemeldet. Es geht auch nicht um eine Sonderbehandlung, wenn man als türkischer Journalist über den Mord an acht Türken berichten möchte, sondern um Gerechtigkeit. Übrigens ist es seltsam, der türkischen Presse ”Frechheit” vorzuwerfen, wenn es um einen Prozess geht, in dem Täter vor dem Richter stehen, die aus rassistischen Motiven heraus zehn Menschen umgebracht haben.
Hätte die Türkische Presse sich gemeldet wie jede andere auch wären sie auch vertreten. Aber man hat ja gedacht man bekommt wieder Sonderkonditionen weil man Türkische Presse ist. DIe Klage finde ich jedenfalls eine Frechheit von Ihrer Seite.