Polizei behandelt Opfer wie Täter

Am 24. August 2012 haben zwei Unbekannte die Wohnung der Familie Korkusuz in Betzdorf, Rheinland-Pfalz überfallen. Mit Eisenstangen und einer Pistole bewaffnet traten die beiden Personen mit den Worten: „Wir sind die Polizei“ in die Wohnung der Familie ein. Ali Korkusuz setzte sich zur Wehr, um seine fünf Kinder zwischen zwei und neun Jahren zu beschützten. Als die Polizei zehn Minuten nach dem Notruf an den Tatort kamen, waren die Täter verschwunden und sie fanden den Familienvater mit einem Messer in der Hand vor. Daraufhin führten sie den Bauingenieur in Handschellen ab. Dr. Hüdayi Korkusuz, der Bruder von Ali Korkusuz, erstatte Anzeige gegen die Polizisten, wegen Unterlassener notärztlicher Untersuchung der Kinder und weil sein Bruder gezwungen wurde ohne Rechtsbeistand auszusagen.

Inzwischen hat die Koblenzer Staatsanwaltschaft diesen Fall aufgenommen. In einer Erklärung heißt es, dass beim Eintreffen der Polizei die männlichen Personen nicht angetroffen werden konnten und: „Eingeleitete Fahndungsmaßnahmen blieben bisher ohne Erfolg“. Der Koblenzer Oberstaatsanwalt Harald Kruse sagt, es werde wegen der von den Geschädigten angegebenen Bedrohung als auch im Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz selbst ermittelt. Nun soll eine neutrale Polizeidienststelle im Falle der Behauptungen und Vorwürfe von Hidayet Korkusuz ermitteln.

Nach SABAH Informationen umfasst der Ordner mit dem Aktenzeichen 2080 Js 49476/12 die Strafanzeige von Hidayet Korkusuz gegenüber den Polizeibeamten. Der Arzt wirft den Polizeibeamten ausländerfeindliches Verhalten vor und spricht von “institutionalisiertem Rassismus“. Norbert Skalski, Chef der Polizeiinspektion in Betzdorf sagte der “Rhein-Zeitung“: “Derzeit sehe ich keine Verfehlung auf unserer Seite.“ Er spricht von viel Aufgeregtheit bei der türkischen Familie, während die Polizei sich dem Fall sachlich zu nähern versuchte.

Haben sie nichts von der NSU-Mordserie gelernt?

Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenna Kolat, hat in Bezug auf den Überfall in Betzberg einen Brief an Kurt Beck, dem Ministerpräsidenten in Rheinland-Pfalz geschrieben. In seinem Schreiben fragt Kolat: „Hat die Politik und die Polizei nichts von der NSU-Moderserie gelernt?“ Er berichtet von seinem Besuch bei der Familie: „Ich war erschüttert, als mir erzählt wurde, dass die Kinder in der Nacht aus Angst gezittert haben und die ganze Familie sich nicht mehr in Sicherheit fühlt. Als ich die Familie fragte, ob sie sich etwas von uns wünschen, antworteten sie: Die Sicherheit unserer Familie.“ Dieser Vorfall zeigt, dass die Polizei nichts aus den rassistischen NSU-Morden gelernt hat, so Kolat und schreibt: „Voll mit Vorurteilen ist die Polizei sofort von einem Familienstreit ausgegangen“. Kolat fordert in seinem Brief Ministerpräsident Beck auf, sich der Sache anzunehmen, die beschuldigten Polizisten vom Dienst zu suspendieren, die Familie zu besuchen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Kolat: „Denn wenn die Familie erneut überfallen wird ist die Landesregierung dafür verantwortlich.“ Der Vorsitzende der TGD betont, dass dieser Vorfall die Existenz von institutionellem Rassismus beweist.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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