NSU-Prozess: Schlüsselfigur Wohlleben

Am neunten Verhandlungstag im NSU-Prozess hat der Hauptzeuge Carsten S. mit Auskünften über eine weitere Tat der Terrorzelle überrascht. Er erklärte, dass das Trio auch für einen Anschlag auf eine türkische Pilsbar 1999 in Nürnberg verantwortlich ist.

In seinem stundenlangen Verhör lenkte Carsten S. die Aufmerksamkeit auf Wohlleben. Sich selbst bezeichnet er als eine Art Vermittler und: „Jede Entscheidung des Trios hat die Einbindung Wohllebens bedurft.“ Er berichtete anschließend ausführlich über den Anschlag in Nürnberg.

Der Vorsitzende Richter Götzl wollte wissen, warum er erst jetzt über diesen Vorfall spricht. Daraufhin Carsten S.: „Das hat was mit Wohlleben zu tun. Ich dachte, dass ich mit der Aussage den Kindern ihren Vater wegnehme. Deshalb.“

Mit diesem Geständnis warf Carsten S. die Frage auf, ob es noch mehr Anschläge und Morde gibt, die auf das Konto des NSU-Trios gehen. Mehmet Daimagüler, Anwalt der Nebenklage, sagte, dass die Polizei diesen Anschlag dem Schutzgeldmilieu zugeordnet und nicht weiter verfolgt hat. Er weist daraufhin, dass zwischen manchen Morden Jahre liegen und in diesen Jahren bisher unbekannte Morde sowie Anschläge begangen sein könnten.

Der Prozess gestern begann mit Verspätung erst um 10.10 Uhr, weil die Hauptangeklagte Beate Zschäpe sich nicht gut fühlte. Ein Erste-Hilfe-Team musste sie behandeln, weil ihr schwindelig war. Währenddessen wurde bekannt, dass Zschäpe einen 30-seitigen Brief an einen rechten Mithäftling schrieb. Darin soll sie ihren Gemütszustand beschreiben, sich über ihre Strafbedingungen beklagen und auf ihre persönliche Beziehung eingehen. Bei dem Empfänger des Briefes handelt es sich demnach um Robin S., Mitglied der verbotenen ”Hilfsorganisation Nationaler Gefangener“ (HNG).

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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