NSU-Prozess: Anwälte rieten zum schweigen!

Am 18. Verhandlungstag im NSU-Prozess hat ein Polizeibeamter ausgesagt, der eine lange Autofahrt mit Beate Zschäpe machte und dabei die Möglichkeit hatte, sich intensiver mit ihr zu unterhalten. Insgesamt war der Beamte Rainer B. acht Stunden, vier Stunden hin und vier Stunden zurück, mit Zschäpe unterwegs um ihre kranke, reiseunfähige Großmutter in Jena zu besuchen.

Zschäpes Anwalt forderte vor Gericht, dass alle Gespächsnotizen der Ermittler beschlagnahmt und die Fotokopien davon vernichtet werden. Er beantragte, dass Rainer B. aus seinen Erinnerungen aussagt. Der Vorsitzende Richter Götzl lehnte den Antrag ab. In seiner Aussage betonte der Polizeibeamter, dass Zschäpe Angst davor hatte, dass die Presse Wind von der Fahrt bekommt und Fotos macht.

Rainer B. weiter: „Wir sprachen über Gott und die Welt. Ich habe sie gefragt, ob sie aussagen wird. Sie sagte, dass sie zwar aussagen möchte, aber ihre Anwälte ihr davon abraten. Immer wieder betonte sie, dass sie unzufrieden mit der Arbeit ihrer Verteidiger ist.  Sie ärgerte sich darüber, dass Herr dauernd mit der NSU in der Presse präsent war.“ Der Beamte erzählt, dass Beate Zschäpe ihn von der “fantastischen Beziehung“ ihres Anwaltes Wolfgang Herr mit dem Journalisten Hans Leyendecker hat, der für die Süddeutsche Zeitung schreibt. Sie selbst habe die Zeitung abonniert. Rainer B.: „Sie sagte zu mir, dass es ihren Fall vorher noch nie gegeben hat. Ich sprach mit ihr über die RAF, die es ja im Westen gab. Ich sagte, dass Susanne Albrecht ausgepackt hat und nach kürzester Zeit wieder freikam, während Christian Klar, der schwieg, 26 Jahre im Gefängnis saß.“

Zschäpe sagte im Gespräch zu dem Beamten, dass sie bei Haftentlassung ihren Namen ändern möchte und sich vorstellen kann Müller, Meyer oder Schulz zu heißen. Der Anwalt Herr habe Zschäpes Mutter überzeugen können in der Sendung ”Panorama“ mit John Goetz zu reden und dass dieses Gespräch “von Vorteil“ sein kann. Die Anwältin Stahl fragte den Beamten danach: „Stimmt es, dass die BKA versucht hat Zschäpe in einem Bierhaus zu verhören? Wurde ihr so ein Vorschlag gemacht? Ich weiß, dass es so etwas gab.“ Rainer B. stritt diese Vorwürfe nicht ab, sagte nur, dass er sich nicht erinnern kann. Der Polizist: „Die Bundespolizei hat Zschäpe auf dem Weg ins Gefängnis fotografiert. Dies wurde aber nicht mit der BKA verhandelt.“ Er wies daraufhin, dass es zur der damaligen Zeit kein Vertrauensverhältnis zwischen Zschäpe und ihren Anwälten bestand. Der Polizist sagte in seiner Aussage, dass Zschäpe beim Gespräch mit ihm betonte, dass sie “niemals zur irgendetwas gezwungen wurde“. Der Beamte weiter: „Sie wussten, dass sie irgendwann auffliegen. Sie sagte, dass sie nun wo alles bekannt geworden ist, besser schlafen kann. Was mich aber am meisten beeindruckte war, dass sie keine Emotionen zeigte. Wie beim Tod ihrer Weggefährten. Weinen? Sie hat nicht mal geschluckt.“

Der Zeuge sagte weiter, Zschäpe hätte sich nicht erklären können, wie Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die aus intakten Familie stammten, in diese Situation geraten konnten und: „Ich habe mich gestellt, damit ich nicht reden muss. Als der Polizist wissen wollte, ob es noch andere geplante Attentate gibt, die man verhindern kann, hat sie verneint. Rainer B.: „Wir haben sie gefragt, ob sie  jemals an Selbstmord gedacht hat und sie sagte ja, aber hätte keine Kraft gehabt, dies zu tun.“

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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