Nervenkrieg im NSU-Prozess

Die Anwälte von Beate Zschäpe haben mit ihren unglaublichen Anträgen und unverschämten Auftritten den dritten Prozesstag erneut gelähmt.

Es geht um eine der schrecklichsten Mordserien in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zehn Menschen, darunter acht Türken, wurden von den Mitgliedern der Terrorzelle NSU über Jahre hinweg gnadenlos erschossen. Nun sollen die Verantwortlichen vor dem Oberlandesgericht in München Rechenschaft ablegen. Doch anstatt die Zeugen zu verhören, wurde über Rosinenschnecken und wer wann reden darf diskutiert.

Die Verteidiger der Angeklagten verfolgten die Strategie der Banalitäten auf Nebenkriegsschauplätzen. Ein Antrag folgte dem anderen. Erst sollte geklärt werden, ob im Gerichtssaal gegessen werden darf oder nicht. Gegen die beiden Staatsanwälte wurden Befangenheitsanträge eingereicht. Dann wird ein Antrag zur Verlegung des Prozesses in einen größeren Saal gestellt und am Ende wird sogar gefordert die Verhandlung einzustellen oder für drei Wochen zu verschieben. Die Begründungen dafür sind, dass Politiker sich in die Platzvergabe im Vorfelde eingemischt hätten. Außerdem wären die Hinterbliebenen der NSU-Morde bereits mit 900.000 Euro von Bundesgerichten aus dem Fonds für rechtsextremistische Gewalttaten entschädigt worden. Was bedeuten würde, das die Schuldigen von der Bundesregierung frei gekauft wurden.

Und die Medien hätten mit ihrer Berichterstattung ein Täterbild geschaffen, dem man nicht mehr entgegen wirken kann. ”Die Öffentlichkeit ist von der Täterschaft Uwe Böhnhardts und Uwe Mundlos` bereits überzeugt“, erklärte Ralf Wohllebens Anwältin Schneiders. Zudem bräuchten sie Zeit, um die Aussagen weiterer Zeugen durchzuarbeiten. Sie forderten auch Ton- und Bildaufnahmen vom Prozess sowie dessen Protokollierung.

Die endlosen Anträge wurden entweder abgewiesen oder zurückgestellt. Als Zschäpes Anwalt Wolfgang Heer einen weiteren stellen wollte, sorgte er für Lacher im Gerichtsaal. Lustig war, dass er dies gar nicht witzig fand und sofort einen Antrag für ein ”Lachverbot“ stellte. Staatsanwalt Diemer sagte dazu trocken: „Lachen ist ein Reflex, Herr Verteidiger“. Kein Grund nicht weitere Anträge zu stellen. Diesmal beantragte Heer Rederecht: „Das bedeutet nämlich, dass dann ich rede und niemand sonst.“ Die Anwälte der Nebenklage brachen erneut in Gelächter aus und Diemer kommentierte: „Ich finde das Verhalten von Rechtsanwalt Heer ungehörig.“ Sein Kollege Wolfgang Stahl brüllte daraufhin: ”So kann man nicht verhandeln!“ und verlies wutentbrannt den Saal, um kurze Zeit später wieder zu kommen. Die jungen Anwälte wirkten nicht nur nervös, mit ihrem trotzigen Verhalten schadeten sie auch ihrer Seriosität.

Beate Zschäpe erschien an den ersten beiden Tagen noch in einigermaßen geschäftsmäßigen Anzügen. Doch am dritten Prozesstag bröckelte ihre Fassade: müde, kaputt und in einem gelben Poloshirt unter einem V-Pulli wirkte sie blass und angeschlagen. Erneut drehte sie den Journalisten und Zuschauern den Rücken zu und spielte desinteressiert mit ihrem Schmuck. Zum Prozessbeginn wurde der Bruder von dem Angeklagten Andre E. aus dem Gerichtssaal geführt. Vorgestern hatte er den Zuschauern den Stinkefinger gezeigt. Es ist nicht bekannt, warum er von den Polizisten abgeführt wurde, aber freiwillig ging er nicht.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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