Karneval für / gegen Charlie?!?!
Cigdem Ronaesin
Was für viele nichts außer saufen, feiern und verkleiden ist, ist für andere mit einer leichten Art, politische Themen aufzugreifen, in Satire zu verpacken und Aufmerksamkeit in seinem „Veedel“ zu erregen. Besonders im Rosenmontagszug sah man in den letzten Jahr Figuren zu Eurokrise, zu Rassismus und zu Deutschlands Kriegspolitik. So beschloss das Festkomitee auch in diesem Jahr zum aktuellen Ereignis in Paris einen Wagen anzufertigen. Also wurden 14 Motive zur Abstimmung bei Facebook freigegeben. Von denen gewann ein Motiv mit fast 2500 von 7000 Stimmen. Das Motiv stellt einen Jecken dar, der einem Terroristen einen Buntstift in den Waffenlauf steckt. Während der Abstimmung betonte das Festkomitee immer wieder die Wichtigkeit der Medienfreiheit, doch als es in die Planung ging, machten sie einen Schritt zurück. Plötzlich gab es einen Sinneswandel und das Komitee gab bekannt, das der Wagen nicht umgesetzt wird, mit der Begründung: „Einen Persiflagewagen, der die Freiheit und leichte Art des Karnevals einschränkt, möchten wir nicht.“
Auch wenn es Kölner gab, die diese Entscheidung begrüßten, gab es jedoch mehr kritische Äußerungen. Es wird tatsächlich nicht klar, warum so ein Wagen zurückgezogen muss. Bei dem Motiv wird keine Religion angegriffen. Und man muss sich die Frage stellen, ist es nicht das Ziel der Terroristen, den Menschen Angst zu machen und jeden muslimischen Mitbürger als eine Gefahr zu stellen, der bei jeder kleinen Provokation auftaucht und Menschen totschießt? Und ist es nicht jetzt erst recht unsere Aufgabe für die Meinungsfreiheit zu stehen? Genau das hat den Karneval ausgemacht: Die Narrenfreiheit.
Doch Kritik gibt es nicht nur seitens der Bürger, sondern auch von verschiedenen Organisationen und Parteien. „Der Terrorismus lässt sich nicht besiegen, wenn Angst regiert. Deshalb gehen wir mit unserer Karikatur auf die Straße. Das ist social jeck!”, erklären Marlis Bredehorst und Hans Schwanitz, Vorsitzende der Kölner Grünen. Sie rufen auch eine Kampagne, indem sie das Motiv etwas verändert haben. In ihrem Entwurf steht ein Karnevalist vor dem eigentlichen Motiv und zieht per Knopfdruck einen Vorhang darüber. Das neue Motiv gibt es als Download im Internet und soll vervielfältigt und bei den Zügen überall zu sehen sein.
Das, was Karneval für die meisten ist, ist dann doch mehr als Saufen und Verkleiden, wenn sich so viele Menschen kritisch melden. Und das ist das Besondere dran. Auch dieses Jahr sollte man Angstmachereien nicht den Platz räumen, ansonsten verliert unser Karneval – unsere fünfte Jahreszeit- an Wert.
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