Dieser Auftritt passt nicht zu einem seriösen Staat

Während in Berlin das Bundesinnenministerium erklärte, dass die umstrittene ”Vermisst“-Kampagne vorerst verschoben wurde, fing man fast zeitgleich in anderen deutschen Großstädten an Postkarten mit den diskriminierenden Motiven zu verteilen. Besonders brisant ist die Tatsache, dass vor allem in der Keupstraße, in der die Zwicker NSU-Terroristen  2004 einen rassistischen Nagelbombenanschlag verübt haben, kartonweise Postkarten ausgelegt wurden. Dieses missglückte Verhalten wurde scharf als “höchst unsensibel“ bezeichnet. Dem Innenminister wird vorgeworfen, Vorurteile gegenüber Ausländer zu schüren, während tagtäglich Ermittlungsskandale und Verstrickungen seiner Geheimdienste in Verbindung mit der Mordserie der Zwickauer Terrorzelle bekannt werden.

Hans-Peter Friedrich sagte: „Wir haben allein die groß angelegte “Vermisst“-Plakataktion zurückgestellt“. Diese Erklärung wurde als Widerspruch zu der Seriosität des Staates bewertet. Denn als das Ministerium von “verschoben“ sprach, ist die Öffentlichkeit von einer Verschiebung der Kampagne ausgegangen. Von einem Missverständnis kann man auch nicht sprechen, da gestern die angeblich zurückgestellten Plakate im Berliner Straßenbild aufgetaucht sind. Sie wurden im Berliner Stadtteil Neukölln großformatig an die Wände angebracht. Es wird erwartet, dass die Kampagne mit einem Werbebudget von 300.000 Euro nach Zeitungs- und Zeitschriftenanzeigen, Onlinebannern und kostenlosen Postkarten bis Ende November auch als Plakate das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird. Dass die Plakate doch aufgehängt wurden, obwohl zivile Vereine, Oppositionsparteien und der Vize-Ministerpräsident der Türkei, Bekir Bozdağ, Bundeskanzlerin Angela Merkel offen zum Stopp der Kampagne aufgerufen hatten, führt zu einem massiven Vertrauensverlust unter den Türken in Deutschland.

Seine Entschuldigung ist schlimmer als seine Fehler!

Es wurde bekannt, dass der Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der für die scharf kritisierte Kampagne verantwortlich ist, nicht darüber informiert war, dass die “zurückgestellten“ Plakate in Berlin angebracht wurden. Friedrich, der im Bundestag die Fragen des Grünen-Fraktionsgeschäftsführers Volker Beck beantwortet hat, sagte: „Ich glaube, es war letzten Donnerstag, als ich nach einer Gefahrenbewertung des BKA die Plakatkampagne zurückstellte. Ich kann nicht erklären, warum die Plakate trotzdem aufgehängt wurden. Ich werde der Sache nachgehen.“ Auf Becks Frage: „Warum haben Sie in der Keupstraße Postkarten verteilt?“ antwortete der Minister: „Sie werden nicht nur in einer Straße, sondern im ganzen Land verteilt. Diese Postkartenaktion findet überall statt.“ Er ist verärgert über die Kritik aus der Türkei zu der “Vermisst“-Kampagne, so Friedrich und: „Ich kann nur sagen, dass die Menschen sich nicht mit dem Thema und Details beschäftigen, sondern versuchen Deutschland zu beeinflussen. Aber ich werde mich solch einem Druck nicht beugen.“

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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