Die Träume der Oscar-Stars: Kochen und Jogginghose
Sie begeisterten ein Millionen-Publikum und bekamen die Oscars als beste Hauptdarsteller. Im Film verkörperten sie einen König und eine Ballerina, doch hinter den Kulissen offenbarten Preisträger Colin Firth und Natalie Portman ganz einfache Wünsche.
Kaum wurde er als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet, wollte sich der britische Oscar-«König» Colin Firth schon in einer neuen Rolle üben – am Herd. «Ich glaube, ich werde jetzt viel kochen», sagte der frischgebackene Oscar-Preisträger hinter den Kulissen, kurz nach dem Siegeszug des Dramas «The King’s Speech» in Hollywood. Beim Kochen könne er sich nämlich am besten entspannen, versicherte Firth und schwenkte die goldfarbene Statue. «Ich bin wahrscheinlich der einzige, der die Dinge verspeist, aber ich werde es tun», scherzte der 50-Jährige, der auf der Leinwand als stotternder britischer Monarch Georg VI. Zuschauer und Kritiker fesselte.
Auch Natalie Portmans «nächster Traum» ist recht bodenständig. «Im Bett liegen bleiben, kein Make-Up anlegen oder Haare frisieren müssen, einfach die Jogginghose anbehalten», das will sich die Oscar-Gewinnerin und werdende Mutter so schnell wie möglich gönnen. Sichtlich erschöpft, mit knapp vier Kilogramm Oscar in der Hand, stand die zierliche «Black Swan»-Ballerina hinter der Bühne geduldig Rede und Antwort. Ob sie ihr erstes Kind nun vielleicht Oscar nennen wollte? «Ich denke, das kommt wohl ganz sicher nicht in Frage», sagte die 29-Jährige. Sie habe aber sicher einen «kleinen Tänzer» im Bauch, denn das Baby habe besonders bei den Song-Einlagen kräftig getreten.
Wurde in the «The King’s Speech» viel gestottert, so gab es bei der 83. Oscar-Gala fast ununterbrochen nette Worte und einstudierte Sprüche. Spritzige Kontroversen und politische Kommentare blieben aus. Anne Hathaway und James Franco, das erste gemischte Moderatoren-Duo in der Geschichte der Oscars, ging auf Nummer sicher. Die Show sollte einfach nur «Freude» machen, erklärte Hathaway.
Es gab nur einen Ausrutscher, der zumindest in den USA große Schlagzeilen machte, auch wenn die Millionen Zuschauer an den Bildschirmen ihn gar nicht zu hören bekamen. Melissa Leo, die erwartungsgemäß für «The Fighter» zur besten Nebendarstellerin gekrönt wurde, entfuhr auf der Bühne das verpönte «F»-Wort. Die Zensoren schnitten das «Fuck» sofort raus, ein Piepston ersetzte das Schimpfwort in der Show, die mit wenigen Sekunden Verzögerung ausgestrahlt wurde. Das war wohl ein «recht ungeeigneter Ort» für solch ein Wort, entschuldigte sich die Schauspielerin hinter der Bühne.
Auch Colin Firth stammelte das «F-Wort» als Royal in «The King’s Speech». Eine ganze Salve gestotterter «Fucks» soll für eine neue, familienfreundliche Version des Films in den USA herausgeschnitten werden. Mit dem gefilterten Vokabular des Königs wäre der Streifen dann keiner Altersbegrenzung mehr unterworfen. Mit dem Oscar in der Hand wetterte Firth in der Nacht zum Montag gegen die geplante Zensur. Die Schimpfworte seien ein wichtiger Bestandteil des Films, sagte der Star. «Ich habe noch niemanden getroffen, der etwas dagegen hat. Der Film soll so bleiben, wie er ist», bekräftigte Firth.
Ob er nach dem Oscar-Gewinn nun vielleicht mit einer Einladung zu der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton rechne, wollte ein Reporter wissen. Allem Anschein nach hat der Oscar-«König» wenig Interesse an der Märchenhochzeit des Jahres. «Meines Wissens wurden die Einladungen schon verschickt», meinte der Schauspieler. «Meine ist bestimmt irgendwo verloren gegangen». Er wollte lieber die Oscar-Nacht gebührend feiern.
Das taten auch die deutschen Oscar-Kandidaten, die bei der Preisverleihung leer ausgegangen waren. «Wir sind die Leute hinter den Kulissen, wir können das alles ganz relaxt genießen», schwärmte der Spezialeffekte-Macher Stephan Trojansky. Die Trickfilmer Jakob Schuh und Max Lang waren mit ihrem Werk «Der Grüffelo» in der Kategorie bester animierter Kurzfilm nominiert. Allein der Aufmarsch auf dem roten Teppich mit den vielen Stars vorbei an den kreischenden Fans war schon ein Erlebnis, sagte Schuh. «Das war schön, laut und lustig.»
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.