Bağış am Grab von Kaya und Güney!

Der türkische EU-Chefunterhändler und -Minister Egemen Bağış, der sich für einen offiziellen Besuch in Paris befindet, hat die Gräber des türkischen Sängers Ahmet Kaya und des Schauspielers Yılmay Güney besucht, die beide auf dem Friedhof Père Lachaise liegen. Bağış legte Blumen nieder und erinnerte daran, dass Ahmet Kaya dem heutigen türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip damals in das Pınarhisar Gefängnis mit seinem Şafak (Morgendämmerung) Lied verabschiedet hat. Er betonte, dass sogar die, die gegen Ahmet Kaya protestiert haben, weil er auf kurdisch singen wollte, ihr Verhalten bereuen und: „Unser Volk hat diese dunklen Tage nicht vergessen. Hätten wir bloß dies alles nicht erlebt und Ahmet Kaya würde immer noch mit seinen Liedern für Frieden inspirieren.“

Der beliebte türkisch-kurdische Sänger Ahmet Kaya sollte am 10. Februar 1999 auf einer Gala als “Staatskünstler“ der Türkei ausgezeichnet werden. Er kam auf die Bühne und erklärte, dass er kurdischer Abstammung ist und ein Album mit kurdischen Liedern aufnehmen wird. Mit dieser Äußerung sorgte er für einen Eklat, wurde von den anderen Künstlern beschimpft und musste unter Personenschutz die Veranstaltung verlassen. Diese Erklärung zu einer Zeit, als der PKK-Terroristenführer Abdullah Öcalan auf der Flucht in Kenia war (er wurde fünf Tage nach diesem Eklat mit Ahmet Kaya vom türkischen Geheimdienst in Kenia festgenommen) und die Stimmung im Land zum zerreißen angespannt war, sorgte dafür, dass ihm 12 Jahre Haft angedroht wurden. Kaya verließ die Türkei und ging nach Paris ins Exil. Sein Leben dort war bestimmt von Depressionen und Einsamkeit. Ahmet Kaya starb am 16. November 2000 in der französischen Hauptstadt und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt, wo auch der türkische Schauspieler Yılmaz Güney liegt.

Der Türke mit alevitisch-zazaisch-kurdischen Wurzeln fiel bereits als Student und später auch als Schauspieler mit seiner kommunistischen Haltung auf. In seinen sozialkritischen Filmen spielte er oft den armen und unterdrückten Menschen, der nicht aufgibt und den herrschenden Regeln beugt. Güney wurde zum ersten Mal nach dem Militärputsch 1960 verhaftet, wegen Veröffentlichung kommunistischer Schriften. Dem folgten mehrere Inhaftierungen wegen seiner sozialistischen Gesinnung. 1970 schaffte er mit dem Film Umut (die Hoffnung) den entscheidenden künstlerischen Durchbruch als Regisseur und wurde international erfolgreich. Doch dann wurde Güney wegen Totschlags an einem Richter zu 24 Jahren Haft verurteilt. Er soll den Mann, der zufällig im gleichen Restaurant war mit Güney, erschossen haben, weil er seine Ehefrau bedrängte. Der Fall ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Er war unter anderem auch auf der Gefängnisinsel Imralı, wo heute der PKK-Führer Öcalan sitzt. 1981 konnte er fliehen und ging nach Paris, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Sein bekanntester Film ist Yol (der Weg) für den er das Drehbuch schrieb – im Gefängnis, weshalb er selbst nicht Regie führen konnte. Der Film ist ein kritisches Portrait der Türkei nach dem Militärputsch von 1980 und wurde 1982 auf den internationalen Filmfestspielen von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Yılmaz Güney starb 1984 an Magenkrebs in Paris

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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