Azubis: Auf dem Weg zum Erwachsenwerden
Yusuf As
Azubis, die ausgezogen sind, um in einer anderen Stadt die Lehre zu machen, kennen es nur zu gut: Das Problem, mit wenig Geld den Monat durchzukommen. Miete, Nebenkosten, Essen, Trinken und Mobilität gehören zu den unverzichtbaren Ausgaben. Das sind auch die Kosten, für die das Geld am Ende des Monats gerade so reicht. Viel bleibt nicht für die Freizeit. Party, abends mit Freunden „was trinken“ oder mal draußen nett Essen gehören eher zur Luxus-Abteilung. Der DGB Ausbildungsreport 2013 hat verdeutlicht, wie drastisch die Situation für Azubis ist.
„650,52 Euro ist die durchschnittliche Ausbildungsvergütung über alle Ausbildungsjahre, Berufe und das Geschlecht, der tarifliche Durchschnittswert beträgt 737 Euro“ so im Report. Für einen Azubi der im Elternhaus lebt, kann dieser Durschnitt hinnehmbar sein. Aber Azubis, die das Elternhaus verlassen wollen oder möchten, haben da ein großes Problem. Von Eigenständigkeit kann hier nicht mehr die Rede sein. Abgesehen davon, dass man auf den eigenen Füssen stehen möchte, gibt es meistens einen anderen Ausziehgrund: Ausbildungsplätze finden man nicht immer vor der Haustüre. Es gibt etliche junge Menschen, die keine andere Möglichkeit haben, als in eine andere Stadt zu ziehen, weil sie in der eigenen Stadt keine Lehrstelle finden. Es ist die Ausbildungssituation, die die Jugendlichen zum Umziehen zwingt. Als junger, angehender Erwachsener ist man trotz der Arbeit an die Familie gebunden und kommt von den Fittichen der Eltern nicht weg. Ob man da schon 20 oder drüber ist, ist egal.
Die jungen Mitglieder der Gewerkschaft NGG ( Nahrung-Genuss-Gaststätten ) haben sich dieses Thema zu Herzen gelegt und sich dafür auf dem Gewerkschaftstag der NGG stark gemacht. Der Gewerkschaftstag beschloss, eine Azubioffensive zu starten. Die Kampagne heißt „Minimal Lehrgeld“. In einer Zeit, in der Azubis immer flexibler und mobiler sein sollen, müssen die Betriebe dafür mehr Lohn zahlen. Deshalb beschlossen die Delegierten des NGG-Gewerkschaftstages die „gesetzlich flächendeckende Mindest-Ausbildungsvergütung“. Diese soll den jungen Azubis ermöglichen, auf eigenen Füßen zu stehen, unabhängig von den Eltern. Auch wird gefordert, dass anfallende Kosten wie Lehrmaterial oder Berufskleidung auch übernommen werden sollen. Dies betreffe besonders Köche oder Leute im Hotelservice. Ebenfalls sollen die Fahrtkosten zur Berufsschule komplett übernommen werden.
Diese Jugendoffensive ist sehr wichtig für Azubis. Unabhängig auf eigenen Beinen zu stehen, ist sehr wichtig für die bevorstehende Zukunft. Vor allem geht es hier um Jugendliche, die einen Beruf noch lernen (müssen), aber nach einem halben bis einem Jahr aber bereits als Vollzeitkräfte eingesetzt werden. Viele (vor allem) Kleinbetriebe nutzen Azubis als billige Arbeitskräfte
Daher sollte die gesetzlich flächendeckende Mindest-Ausbildungsvergütung nicht nur auf den Gaststätten, Hotel- und Restaurantbereich reduziert, sondern in allen Arbeitsbereichen gefordert werden.
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