Akhanli nach Freilassung nicht versöhnt

Günter Wallraff spricht über seinen Freund Dogan Akhanli: Der türkischstämmige Autor aus Köln sei nach seiner Freilassung in der Türkei erleichtert, aber nicht versöhnt. Akhanli wurde vorgeworfen, bei einem Überfall beteiligt gewesen zu sein.

KÖLN – Der türkischstämmige Kölner Autor Dogan Akhanli ist trotz der „Riesenerleichterung“ über seine Freilassung aus türkischer Untersuchungshaft nicht versöhnt. Das schilderte sein Freund und Kollege Günter Wallraff, der mit anderen eine Solidaritätskampagne nach Akhanlis Festnahme im August gestartet hatte. „Was die Justiz mit ihm gemacht hat, war klare Freiheitsberaubung“, sagte Wallraff am Donnerstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Er trauert noch immer, dass die Justiz ihm unmöglich gemacht hat, seinen Vater noch lebend sehen. Er ist nicht versöhnt.“

Der 1957 in der Türkei geborene, später zwangsausgebürgerte Schriftsteller wollte Abschied von seinem schwer kranken Vater nehmen, war aber am Istanbuler Flughafen festgenommen worden. Angeblich war er 1989 an einem Banküberfall mit einem Toten beteiligt, am 8. Dezember begann ein Verfahren gegen ihn. „Das war ein Schauprozess. Es ging um ein Rachebedürfnis“, kritisierte Wallraff, der die Verhandlung in Istanbul beobachtet hatte. Akhanli sei manchen Kreisen politisch unbequem, auch weil er den Völkermord an den Armeniern als einer der ersten in einem Roman angeprangert habe. „Dogan Akhanli ist aber nicht der einzige drastische Fall.“

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