6,5 Jahre Haft weil er nichts tat!
Hat Fendi Özmen fünf seiner Kinder befohlen ihre kleine Schwester, die 18-jährige Arzu, zu erschießen oder nicht? Diese Frage konnte vor Gericht nicht geklärt werden, aber das Gericht ist sich sicher, dass der Vater von Arzu nichts getan hat, um den Mord zu verhindern. Der 56-jährige Familienvater wurde zu 6,5 Jahren Gefängnis verurteilt.
Beim vorletzten Verhandlungstag hatte Fendi Özmen in seiner Verteidigung zugegeben, dass er seine Tochter geschlagen hatte, weil sie mit einem Nicht-Jesiden zusammen war. Aber er habe niemals seinen Kindern Druck gemacht, damit sie ihre Schwester umbringen, so Fendi Özmen, der auch erklärt, nichts von den Mordplänen seiner Kinder gewusst zu haben. Sein Verteidiger argumentierte in seinem Plädoyer ebenfalls mit der Unwissenheit des Vaters und dass seine Beteiligung an der Tat nicht bewiesen werden kann. Man könne ihn höchsten wegen Gewaltanwendung verurteilen, so der Anwalt.
Das Landgericht Detmold verurteilte Fendi Özmen nicht für das, was er gemacht hat, sondern für das, was er nicht gemacht hat. Er hätte den Mord an Arzu verhindern können. Es ist erwiesen, dass er in der Tatnacht mehrmals mit seinen Kindern, die an dem Mord an Arzu beteiligt waren, telefoniert hat. Beihilfe durch Unterlassung nennen die Juristen das Verhalten von Fendi Özmen. Der vorsitzende Richter Michael Reineke: „Es war ein Mordkommando unterwegs, das wusste er und er wusste auch, was es bedeutet, wenn er nichts sagt.“
Die 18-jährige Arzu Özmen liebte ihren Arbeitskollegen. Einen Deutschen aus der Bäckerei, in der sie auch arbeitete. Ein Tabu in ihrer Jesiden-Familie. Die Religion schreibt vor, dass Menschen dieses Glaubens untereinander bleiben müssen. Anstatt sich dem Druck und auch der Gewalt ihrer Familie zu beugen, flüchtete Arzu in ein Frauenhaus, änderte ihren Namen, ihre Haarfarbe und traf sich weiter mit ihrem Freund. Ihre Familie fand sie trotzdem. Im November 2011 entführten ihre Geschwister sie aus der Wohnung ihres Freundes. Sie blieb verschwunden bis man ihre Leiche am Rande eines Golfplatzes in Schleswig-Holstein fand. Ihre Brüder, der 27-jährige Kirer Özmen wurde zur lebenslanger und ihr 24-jähriger Bruder Osman Özmen wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt. Ihre Revisionsanträge vor einem höheren Gericht abgewiesen. Die älteste ihrer Geschwister, die 19-jährige Şirin Özmen wurde zu 10 Jahren, der 25-jährige Kemal Özmen zu 5 Jahren und der 22-jährige Elvis Özmen zu 5 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.