Warum hat die Presse versagt?

Jahrelang blieben die Hintergründe und Täter der NSU-Mordserie unentdeckt. Daran haben die deutschen und auch die türkischen Medien eine entscheide Rolle gespielt.

Die deutschen Medien haben eine vorbildliche Solidaritätshaltung an den Tag gelegt als es darum ging, dass auch türkische Zeitungen den NSU-Prozess im Gerichtssaal verfolgen dürfen. Doch bis vor kurzem fielen sie durch ihre Vorurteile auf. SABAH hat die Rolle und die Fehler der Presse in diesem Fall hinterfragt.

Es fällt auf, dass die verbreiteten Informationen hauptsächlich Polizeimeldungen waren. Das heißt, die Hauptnachrichtenquellen waren öffentliche Institute wie die Polizei und Staatsanwaltschaft. Trotz dessen sieht man, wie entfernt die Nachrichten in der Presse von der Realität waren. Die türkischen Medien haben sich mit der Übersetzung dieser Informationen begnügt und sie weiter verbreitet.

Vielleicht war dies der größte Fehler. Denn die türkischen Medien, die ihre eigenen Recherchen durchgeführt haben, vertrauten am Ende blind den offiziellen Erklärungen, die  eine rassistische Verbindung hinter den Morden ausschlossen. So haben türkische Medien verschuldet, dass die haltlosen Vorwürfe gegenüber den Familien und Hinterbliebene der Opfer auch in der türkischen Gesellschaft verbreitet wurden.

Sogar seriöse Zeitschriften wie der Spiegel haben falsche Informationen veröffentlicht. Unter anderem hieß es drei Monate vor dem Auffliegen der NSU-Terrorzelle, das eine Person Namens ”Mehmet“ weiß, wo sich die Tatwaffe befindet. Es wurde behauptet, dass ”Mehmet“ die Waffe für eine Zahlung von 40.000 Euro aus einer Villa am Bodensee in der Schweiz holen wird. Die Waffe befand sich aber in der Zwickauer Wohnung, die von Beate Zschäpe in die Luft gejagt wurde.

In der Ausgabe vom 12. September 2009 schrieb der Spiegel, dass hinter den Morden die Wettmafia steckt, die in der Türkei und in Deutschland tätig ist. In dem Artikel heißt es: ”Wer nicht zahlen kann, wird übel zugerichtet.“

Und in der Ausgabe vom 21. Februar 2011 vermutet der Spiegel, dass hinter den Morden eine ”mächtige Allianz zwischen rechtsnationalen Türken, dem türkischen Geheimdienst und Gangstern“ steckt.

”Es kann nicht Rechtsextremismus sein“

In einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 7. August 2006 wurden die Erklärungen des Polizeiprofilers Alexander Horn abgedruckt, der versuchte ein Täterprofil zu erstellen. Horn erklärte, dass die Opfer zufällig ausgewählt wurden. Obwohl er sich auf dem richtigen Weg befand, betonte er, dass es für einen ”rechtsextremen Hintergrund“ keine Anhaltspunkte gibt und schließt neonazistische Gruppen als Täter aus, weil ”sie keinen politischen Vorteil davon hätten.“

”Anatolische Bande“

Die Welt druckt nach den Morden an Ismail Yaşar und Theodorus Boulgardis im Juni 2005 die Bezeichnung “anatolische Bande“ ab. Die Zeitung beruft sich auf einen namentlich nicht genannten Polizisten und behauptet, dass hinter den Morden eine “aus den Bergen Anatoliens heraus operierende Bande“ stecken könnte.

”Es gibt drei Möglichkeiten“

In der Sendung “Aktenzeichen XY … ungelöst“ vom 3. August 2006 wird über die NSU-Morde berichtet. Der Moderator Rudi Cerne geht von drei Möglichen Tätergruppen aus: Organisiertes Verbrechen, Auftragskiller oder kriminelle Verstrickungen der Opfer.

”Sie verheimlichen Informationen“

Der Staatsanwalt Wolfgang Geier erklärte: ”Ich gehe davon aus, dass einige mehr wissen und es uns nicht sagen wollen.“ Gegenüber der Süddeutschen Zeitung beschwerte er sich über das Schweigen der Türken und sagte: „Ich denke, dass die Türken ihren Platz in dieser Gesellschaft noch nicht eingenommen haben.“

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *