Putin und Erdoğan: “Ziemlich beste Freunde!“
Seit zehn Jahren ist der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan der regierende Machtinhaber in der Türkei und hat als solcher viele Staatsoberhäupter zu offiziellen Besuchen getroffen. Am häufigsten kam er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Insgesamt 30 Mal. Seinen letzten Besuch kündigte der russische Präsident zum 14. und 15. Oktober an, verschob ihn aber auf den 3. Dezember. Dahinter wurde auf der internationalen Bühne der Syrienkonflikt und die differenzierten Haltungen der beiden Staaten zu Baschar al-Assad vermutet. Putin erklärte jedoch, dass er aufgrund von Rückenleiden den Termin verschieben musste.
Während sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und der Türkei in den letzten Jahren enorm weiterentwickelten, haben die politischen Beziehungen unter dem Bürgerkrieg in Syrien gelitten. Der Konflikt im türkischen Nachbarland war auch ein zentrales Thema beim Gespräch der beiden Staatsmänner in Erdoğans Büro im Dolmabahçe-Palast in Istanbul. Der türkische Ministerpräsident empfing seinen Amtskollegen an der Tür des Palastes, der aufgrund einer Flugverzögerung 45 Minuten später ankam.
Vor dem Treffen, im Rahmen des 3. strategischen Kooperationsausschusses zwischen Russland und der Türkei unterhielten sich Putin und der türkische Ministerpräsident unter vier Augen. Wie bekannt wurde, ging es in dem Gespräch um Syrien. Erdoğan hat ausführlich die türkische Meinung über die notwendigen Schritte zur Beendigung des Blutvergiessens in Syrien aufgezeigt. Ein weiteres Thema war auch das Hilfegesuch der Türkei bei der NATO und die Stationierung von Patriot Abwehrraketen an der türkisch-syrischen Grenze. Putin wies darauf hin, dass mit einem möglichen Rücktritt Assads die Situation in Syrien eskalieren würde und: „Kein Land hat das Recht über Syriens Regime zu entscheiden. Das kann nur das syrische Volk machen. Wenn Assad zurücktrete wird Syrien zu einem Blutmeer werden. Zurzeit gibt es in der Türkei zehntausende von Flüchtlingen, aber wenn Assad zurücktritt werde diese Zahl in die Hunderttausenden steigen.“
Nach dem Gespräch kamen die beiden Staatsoberhäupter mit ihren zuständigen Ministern zum 3. strategischen Kooperationsausschuss zusammen. Später beantworteten beide die Fragen der Journalisten.
Stoppt das Blutvergiessen!
Erdogan erklärte, dass sie die Gelegenheit hatten nicht nur die Lage in Syrien, sondern auch die Situation im Nahen Osten zu besprechen und: „Ich bedanke mich für die Unterstützung und positive Annäherung Russlands bei der Aufwertung Palästinas durch UN-Beobachter. Es ist zufriedenstellend, dass unsere Prinzipien in der Auslandspolitik sich mit der Haltung unseres Freundes Russland grundsätzlich decken. Unser größter Wunsch ist es, dass die Kämpfe und das Blutvergiessen in Syrien so schnell wie möglich beendet werden. Unsere Außenminister arbeiten noch mehr und schneller und machen Schritte, die uns näher zum Ziel bringen. Dass das syrische Volk seine Selbstbestimmung wiederbekommt und das der Frieden und die Stabilität in Syrien wiederhergestellt wird hat für unser Land, für die Region und für die internationale Gesellschaft eine lebenswichtige Bedeutung. Beim gemeinsamen Gespräch hat sich erneut bestätigt, dass dies ein gemeinsamer Wunsch von uns und unseren russischen Freunden ist.“
Putin zitierte Anton Tschechow als Antwort auf die Frage nach den Patriot-Abwehrraketen und dem Syrien-Konflikt: „Eine Pistole, die im ersten Akt eines Stückes an der Wand hängt, muss spätestens im dritten Akt abgefeuert werden.“
Weitere Fragen an Putin und seine Antworten:
Können Sie die humane Lage in Syrien kommentieren?
Wir haben dieses Thema aus humaner und anderer Sicht besprochen. Und in diesen Sichtweisen ähneln sich unsere Positionen einander. Über die Zukunft Syriens sind wir uns einig, aber wir sind unterschiedlicher Meinung darüber, wie man Syriens Zukunft gestaltet. Bei unserem Gespräch sind neue Ideen entstanden. Wir werden diese Ideen bewerten.
Sie sind gegen die Stationierung der Patriot-Abwehrrakten. Können Sie garantieren, dass Syrien seine Waffen nicht gegen die Türkei einsetzt?
Syrien hat keine Nuklearwaffen. Sie sind sogar weit davon entfernt Nuklearwaffen zu bauen. Das Patriot-System ist nicht das beste System der Welt. Es heißt, eine Pistole, die im ersten Akt eines Stückes an der Wand hängt, muss spätestens im dritten Akt abgefeuert werden. Wir schützen nicht das syrische Regime und sind nicht dessen Anwalt. Was uns sorgen macht ist die Zukunft Syriens. Wir wollen nicht, das Fehler die vor nicht all zu langer Zeit begangen wurden wiederholt werden. Sie wissen, dass die Milizen in Libyen von vielen Staaten unterstützt wurden. Doch am Ende wurde der US-Botschafter erschossen. Wir werden unsere Zusammenarbeit mit der Türkei und der Welt weiterführen.“
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.