NSU-Prozess: ”Danke Beate“
Der 58. Verhandlungstag im NSU-Prozess ging mit der Aussage von Anne Böhnhardt weiter. Sie berichtet von ihrem letzten Gespräch mit Beate Zschäpe: „ Am 5. November 2011 klingelte morgens um sieben Uhr das Telefon, ”Am anderen Ende meldete sich eine Frauenstimme: ,Hier ist Beate‘, sagte sie. Ich begriff nicht, wer das sein soll, ich kannte ihre Stimme nicht mehr. Ich fragte: ,Welche Beate denn?‘ Da sagte sie: ,Uwes Beate‘. Das musste ich erst einmal verarbeiten, nach neun Jahren das erste Mal wieder von Beate zu hören, das hat mich erstmal geschockt.“
Dann spricht sie davon, wie sie vom Tod ihres Sohnes erfuhr: „Meine nächste Frage war: ,Kommt ihr zurück, wollt ihr euch stellen?‘ Das war mein einziger Wunsch in dem Moment. Da sagte sie: ,Nein.‘ Ich fragte, warum nicht. Dann sagte sie: ,Der Uwe kommt nicht mehr.‘ Das habe ich nicht gleich begriffen: ,Warum denn nicht?‘ Ich stand unter Schock. Beate: ,Nein, der Uwe kommt nicht mehr.‘ Dann war erst einmal eine Weile Pause. Ich traute mich nicht, die Frage zu stellen.“
Es ist schwer einer Mutter zu sagen, dass ihr Sohn gestorben ist, betont Anne Böhnhardt, wendet sich an Beate Zschäpe und sagt: „Ich danke Dir, dass Du mich angerufen hast.“ Im Gespräch habe die Hauptangeklagte erklärt, dass die beiden Uwes sie beauftragt haben, die Eltern von ihrem Tod zu unterrichten. Mit dieser Information belastet Anne Böhnhardt Beate Zschäpe. Denn somit wird deutlich, dass sie über die Pläne und Aktionen der Terrorzelle informiert war. Das unterstreicht die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die ihr Mittäterschaft vorwirft.
Anne Böhnhardt erzählte auch davon, wie Beate einige Monate in ihrer Wohnung verbrachte: „Ich habe sie als eine junge, moderne Frau in Erinnerung. Sie hatte damals Probleme mit ihrer Mutter.“ Immer wieder habe sie ihren Sohn gebeten sich zu stellen, aber er habe gesagt, dass er sich lieber umbringt.
Zum Schluss wandete sie sich an die Opferfamilien und erklärte in einem gefühllosen, belehrenden Ton, dass der Tod ihrer Angehörigen ihr Leid tut.
Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.