Gedenkfeier: 20 Jahre nach Solingen

Eine Gedenkfeier erinnerte gestern an die fünf Solingenopfer, die vor 20 Jahren bei einem rassistischen Brandanschlag ihr Leben verloren.

Am 29. Mai 1993 zündeten die jungen Neonazis Christain Reher (16), Markus Gartmann (23), Felix Köhnen (16) und Christian Buchholz (20) das Haus der Familie Genç in Solingen an. Bei dem Feuer starben 5 Menschen und 20 Menschen wurden verletzt, 8 davon schwer. Der rechtsextreme Anschlag wird als Folge der wachsenden nationalsozialistischen Bewegung nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland bewertet.

Der türkische Vizeminister Bekir Bozdağ erklärte, dass er die Schmerzen der Familie Genç aus den tiefsten Herzen teilt und dass deren Leid das Leid ganz Türkies ist. Dass nach Solingen immer noch Türken Opfer von rechtsextremen Morden werden ist bedenklich, so Bozdağ und: „Rechtsextreme Übergriffe in Deutschland und Europa sind ein ernstes Problem. Fast jede Woche erreichen uns Nachrichten über Angriffe auf irgendwelche Moscheen. Diese Vorfälle zeigen, dass Rassismus, Ausländer- und Islamfeindlichkeit in Deutschland ernstzunehmende Gefahren sind, die man bekämpfen muss.“

Maria Böhmer, Staatsministerin der Bundesregierung für Migration und Integration, betonte, dass der Solingenanschlag ein Anschlag auf die Demokratie und Freiheit waren. Sie betonte, dass sie und Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Leid der Familie Genç teilen und erklärte, dass man von Solingen aus ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus setzen muss. Böhmer: „Das muss ein Zeichen für sein, dass wir die Vielfalt in unserem Land verteidigen.“

Im Hinblick auf die NSU-Morde sagte Böhmer: „Die NSU hat jahrelang umbemerkt Morde begangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet diese Morde als eine Schande Deutschlands.“ Sylvia Löhrmann, Vizeministerpräsidentin in NRW, bedankte sich bei der Familie Genç dafür, dass sie sich entschieden haben nach den schrecklichen Angriff in Solingen zu bleiben und: „Für mich, die 500 m von dem niedergebrannten Haus der Familie Genç wohnt ist dieser Brandanschlag das schrecklichste Erlebnis meines Lebens.“

An der Gedenkfeier nahmen neben Bozdağ, Böhmer und Löhrmann auch Feyzullah Kıyıklık, AKP-Abgeordneter in Istanbul, Kemal Yurtnaç, Vorsitzender der Auslandstürken und verwandte Völker, Grünen-Chef Cem Özdemir, Hüseyin Avni Karslıoğlu, türkischer Botschafter in Berlin, Norbert Feith, Oberbürgermeister in Solingen, Fırat Sunel, türkischer Generalkonsul in Düsseldorf, Mustafa Kemal Basa, türkischer Generalkonsul in Köln und Vertreter von Zivilorganisationen teil.

Zum Hintergrund

Nach einem Streit mit griechischen Jugendlichen, die sie für Türken hielten, entscheiden vier rechtsextreme, deutsche Jugendliche am 29. Mai 1993 etwas gegen “diese Türken“ zu unternehmen. Unter Alkoholeinfluss zeigte Christian Reher auf das Haus der türkischen Nachbarn, die Familie Genç, und man beschloss dieses Haus anzünden. Bei dem Brandanschlag kamen fünf Mitglieder der Familie ums Leben: Saime Genç, 4 Jahre alt, Hülya Genç, 9 Jahre alt, Gülüstan Öztürk, 12 Jahre alt, Hatice Genç, 19 Jahre alt und Gürsün Ince, 28 Jahre alt. Der Schwerverletzte Bekir Genç musste 22 mal operiert werden. Das Oberlandesgericht in Düsseldorf sprach nach 1,5 Jahren und 127 Verhandlungstagen: schuldig wegen 5-fachen Mordes und 15-fachen Mordversuchs. Die Täter Christian Reher, Felix Köhnen und Christian Buchholz bekamen 10 Jahre Jugendhaft, Markus Gartmann musste für 15 Jahre ins Gefängnis. Er kam 2005 wieder auf freiem Fuß.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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