Erst kam Shakespeare, dann Fatih Akin / Von Tobias Becker

Im Kino hat Fatih Akins Drama “Gegen die Wand” Kritiker und Zuschauer begeistert, später wurde es zur Oper aufgepumpt und zum Sprechtheater gestutzt. Jetzt präsentiert das Theater Heidelberg eine neue Version: Inszeniert als große Liebestragödie.

“Gegen die Wand” ist eine Liebestragödie, brutal und poetisch, hochpolitisch und hochemotional: In der geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses treffen sich der lebensmüde und alkoholkranke Deutsch-Türke Cahit, der frontal und ungebremst gegen eine Wand gerast ist, und die Deutsch-Türkin Sibel, die sich die Pulsadern aufgeschlitzt hat, weil sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat aus den Fängen ihrer streng-traditionellen Familie. Zum Schein heiraten sie, so dass Sibel endlich frei leben kann, unter dem Deckmantel der Ehe. “Ich will leben! Ich will tanzen! Ich will ficken!”, sagt sie. “Und nicht nur mit einem Typen!” Doch aus Kalkül wird wirkliche Liebe.

Fatih Akins “Gegen die Wand” ist erst wenige Jahre alt – und schon ein Klassiker des deutschen Kinos, prämiert mit dem Goldenen Bären. Bloß: Gehört dieser Klassiker auch auf die Bühne? Zur Oper aufgepumpt hat man ihn 2008 in Bremen und 2010 in Stuttgart, zum Sprechtheater gestutzt 2008 in Bielefeld und 2007 in Berlin. Damals war es Armin Petras, der sich zum Start seiner Intendanz am Berliner Maxim-Gorki-Theater als erster Theatermensch an dem Stoff versuchte und eine Bühnenfassung für den Regisseur Matthias Huhn erstellte. Die beiden übernahmen das Handlungsskelett des Films, auch viele seiner drastischen Kernsätze, aber den türkischen Hintergrund radierten sie radikal aus, ebenso wie die türkischen Namen der Figuren, die nur noch “s” und “m” hießen.

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