Diesmal hatten wir Glück!

Mikdat Karaalioglu, Chefredakteur SABAH Europa-Ausgaben

Die durch den Deutschland-Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan entfachte Debatte zur Integration hat uns eines belehrt, nämlich wie hart die  unerlässliche Streitkultur der deutschen Medien gegenüber Türken hierzulande sein kann. Die gespannte Atmosphäre, die aufgrund dieses Besuches durch manche deutsche Blätter hervorgerufen wurde, hat sich diesmal zum Glück aufgrund der Griechenland-Krise schnell wieder aufgelöst. Das heißt jedoch nicht, dass wir immer Glück haben werden. Solche Themen wie „die Türken“ oder „der Islam“ waren für die deutschen Medien in der Regel bis jetzt ein „Sommerlochfüller“. Danach wurde sofort zur politischen Tagesordnung des Landes wieder zurückgekehrt. Das hat sich jedoch seit der Sarrazin-Debatte geändert. Die deutschen Gazetten haben erst mit der Sarrazin-Debatte bemerkt, wie gut sich diese Themen verkaufen lassen. Nicht nur die Boulevard –Blätter sondern auch die angesehenen Zeitungen, ja sogar die öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, bedienen sich immer öfter des Themas „Türken in Deutschland“.

Bedrückende Lage

Dieser traurige und bedrückende Standpunkt bezüglich der Zuwanderung ist etwas, worüber man sich Gedanken machen muss. Denn solange dieses erdrückende Klima nicht aus der Welt geschaffen wird, heißt es, dass es eine große Hürde für eine gelungene Integration darstellt, die nur durch Engagement der Medien geändert werden kann. Die Medien sollten also das Thema Zuwanderung so schnell wie möglich aus dem Gefahrenkatalog herausnehmen. Die Schwarzmalerei bei der Debatte über gesellschaftliche Probleme mag eine deutsche Eigenschaft sein. Wenn es jedoch um ethnische Minderheiten geht, kann sich das sehr schnell in Populismus bzw. Diskriminierung umschlagen. Genau das wurde bei dem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten festgestellt. Das Verhalten der deutschen Medien ist zweifelsohne keine Unterstützung für das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen.

Präventive Maßnahmen

Gerade jetzt, wo keine aktuelle Krise auf der Tagesordnung steht, sollte über neue integrationspolitische  Maßnahmen debattiert  werden. Gibt es Probleme bei dem Integrations-Prozess? Ja, es gibt welche. Es darf nur nicht vergessen werden, dass Migranten möglicherweise Ansprechspartner für die anstehenden Auseinandersetzungen sind, sie sind jedoch keineswegs  Verursacher der bestehenden Probleme. Die Migranten zu beschuldigen, ohne das Übel an der Wurzel zu packen, bringt keine Lösung und ist auch nicht zeitgemäß. Es liegt auf der Hand, dass die deutsche Gesellschaft und die deutschen Medien hier einen Paradigmenwechsel über Themen wie Zuwanderung, Integration oder Türken einführen muss. Wer diese Wahrheit unterschätzt, verliert seine Glaubhaftigkeit.

Detaillierte Post auf SABAH AVRUPA – Die Türkische Tageszeitung.

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