Boom am Bosporus

Die Türkei lässt wirtschaftlich die Muskeln spielen: Noch prägen gewaltige Kuppeln und schlanke Minarette die Silhouette des alten Konstantinopel. Aber in den Bankenvierteln Levent und Maslak wachsen immer neue Wolkenkratzer in den Himmel.

Europas größte Waschmaschinenfabrik steht in Tuzla, eine Autostunde östlich von Istanbul – wenn man denn diesen Industrievorort am asiatischen Ufer des Bosporus zu Europa zählen will. Hier produzieren 1500 Beschäftigte pro Tag 10.000 Waschautomaten. Gearbeitet wird in drei Schichten rund um die Uhr, sechs Tage in der Woche.

Das Werk gehört dem führenden türkischen Hausgerätehersteller Arcelik und damit zur Koc-Gruppe, dem größten Konglomerat der Türkei. Die Geschichte des Unternehmens begann vor 80 Jahren mit einem Krämerladen in Ankara. Heute beschäftigt die Gruppe rund 90.000 Mitarbeiter, produziert Autos und Elektrogeräte, betreibt Raffinerien, Kraftwerke, Einzelhandelsketten, Hotels, Banken und Versicherungen. Unter dem Strich erwirtschaftet Koc sieben Prozent des türkischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Erfolgsstory des Mischkonzerns symbolisiert den phänomenalen Aufstieg der Türkei vom „kranken Mann am Bosporus“ zu einer Regionalmacht, die nicht nur wirtschaftlich die Muskeln spielen lässt sondern auch politisch zunehmend selbstbewusst auftritt. Acht Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr 2010, eine Verschuldung von weniger als 50 Prozent des BIP und ein Budget, das für 2011 ein Haushaltsdefizit von nur 2,8 Prozent vorsieht: jeder EU-Staat wäre stolz auf solche Zahlen. Nur Indien und China wachsen ähnlich schnell. In der Rangliste der weltgrößten Volkswirtschaften liegt die Türkei bereits auf Platz 15, in der EU wäre sie die Nummer sieben.

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